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Dritter Abschnitt.
Aargau saumt der Habsburg ein. In der Bedräüngnis ũbergab er alle
seine Besitzrungen dem Kaiser, wurde aber trotzdem ein Jahr lang
gefangen gehalten, wahrend Siegmund Friedrichs Gebiete teils ver-
pfandete, teils verkaufte Der Herzog entfloh nun aus der Haft und
eilte nach Tirol, wo sich sein Bruder Ernst hatte huldigen lassen,
um das Land den Habsburgern zu erhalten. Nach kurzem Kampfe
versöhnten sich beide und Friedrich erhielt Tirol samt den Vor-
landen zurũck; doch blieben die verkauften Gebiete verloren.
Friedrich war gerecht, hielt den Adel, der sich unter der
Führung Oswalds von Wolkenstein gegen ihn erhob, im Zaume,
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tritt zum Landtag ein. So wurde Tirol das einzige habsburgische
Land, in dem auch der Bauuernstand vertreten war.
b) Siegmund (14390 - 1490). Die wichtigssten Ereignisse aus
seiner Regierung betreffen seine Beziehungen zum Brixener Bi-
schofe Nikolaus von Cusa und zu den Schweizern.
Nikolaus von Cusq, einer der gelehrtesten Manner der Leit,
war gegen den Willen des Domkapitels vom Papste zum Bischofe
von Brixen ernannt worden. Als er die Reichunmittelbarkeit des
Bistums, die langst in Vergessenheit geraten war, Siegmund gegen-
über wieder geltend zu machen suchte, wurde er von diesem ge-
zwungen, sein Bestreben fallen zu lassen. Deshalb ward Siegmund
vom Papste gebannt und über Tirol das Interdikt verhangt; doch
blieb selbsst die Geistlichkeit dem Herzoge treu. Erst nach Nikolaus'
Tode brachte Friedrich III. einen Ausgleich zwischen dem Papste
und Siegmund 2zustande, der zugunsten des letzteren lautete.
Im Verlause dieses Streites reizte der Papst die Schweizer zum
Kriege mit dem Herzog, in dem die Habsburger den Thurgau und
damit den Rest ihrer Schuweiæer Besitungen verlorens Um nun die
Geldmittel zum Kampfe gegen die Eidgenossen zu gewinnen, ver-
pfandete Siegmund seine Güter im Elsaß an Karl den Künhnen von
Burgund, schloß aber, da ihn dieser nicht unterstützte, mit jenen
die Ewige Richtung (II7A), derzufolge die Schweizer Siegmund
Waffenhilfe versprachen, falls Karl die verpfändeten Gebiete be-
halten wollte, jener aber auf alle Besitzungen verzichtete, welche
die Habsburger jemals in der Schweiz gehabt hatten.
Siegmund war ein verschwenderischer Fürst; er führte eine
glanzende Hofhaltung, baute kostspielige Burgen und förderte die
Mit Ausnahme des Fricktales, das erst im Jahre 1803 an aie
Schweiz kam.