Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch

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Norden her. Da ward der römische Feldherr Marias der Retter Roms. Zuerst 
wandte er sich gegen die Teutonen, die in der Rhone-Ebene weilten. Er verschanzte sein 
Lager und gewöhnte seine Krieger erst an den Anblick der wilden Gestalten. Die 
Teutonen aber hielten sein Zaudern für Furcht, brachen auf und zogen 6 Tage lang 
an seinem Lager vorüber. „Habt ihr etwas in Rom an eure Weiber zu bestellen?" 
fragten sie spottend die Römer. Diese zogen den Teutonen jetzt nach und lagerten sich 
ihnen gegenüber. Als die römischen Soldaten über Durst klagten, zeigte Marius auf 
den Fluß, den die Feinde besetzt hielten, und sagte: „Dort unten ist ein Trunk für 
Blut zu haben." Und die Troßknechte eilten hinunter, Wasser zu holen. Da gerieten 
sie mit den Teutonen in Streit. Am folgenden Tage kam es zur heißen Schlacht. 
Mehr als 100000 Teutonen sollen hier Leben und Freiheit verloren haben. (102 v. 
Chr.) Auch ihr König Teutobad wurde als Gefangener mit fortgeführt. Indessen 
überstiegen die Kimbrer die schneebedeckten Alpen. Auf der Höhe angekommen, setzten 
sie sich auf ihre Schilde und fuhren jauchzend den Berg hinunter. In der Po-Ebene 
(nicht weit von Turin) erwartete sie Marius. Die Kimbrer bildeten einen 5 km 
langen Haufen. Die vordersten Reihen hatten sich mit Ketten aneinander gebunden. 
Hinter ihnen saßen ihre Frauen auf einer Wagenburg. Trotz aller Tapferkeit aber 
wurden die Kimbrer in die Flucht geschlagen oder getötet. Als die Frauen den Unter¬ 
gang ihrer Männer vor Augen sahen, warfen sie ihre Kinder zur Erde, ließen sie von 
den Hufen der Tiere und den Wagenrädern zermalmen und gaben sich dann selbst den 
Tod. (101 v. Chr.) 
2. Cäsar und Ariovist. Zu damaliger Zeit waren die Deutschen noch nicht 
seßhaft. Langsam, aber stetig drangen sie nach Westen vor. In den Thalgründen 
weideten sie das Vieh. Mit dem Speere durchstreiften sie die endlosen Wälder nach 
Jagdbeute. Nur selten wurde ein Stück Feld bestellt. — Etwa 40 Jahre nach dem 
Untergange der Kimbrer und Teutonen waren es besonders die Sueben, die nach dem 
Rhein zu sich vordrängten. Unter ihrem Anführer Ariovist gingen sie sogar aus das 
linke Rheinufer hinüber und unterwarfen sich das nördliche und mittlere Gallien. 
Das erweckte den Neid der Römer; denn Gallien sollte ihrem Reiche einverleibt werden. 
Mit einem mächtigen Heere rückte ihr Feldherr Julius Cäsar in das obere Elsaß ein. 
Ariovist wich ihm anfangs aus; denn die weisen Frauen hatten ihn gewarnt, den Kampf 
vor dem nächsten Neumonde zu beginnen. Nahe bei dem heutigen Mülhausen kam es 
dann endlich zur Schlacht. Cäsar siegte, und Ariovist stürzte mit den Seinen in wilder 
Flucht dem Rhein zu. Er selbst entkam auf einem Kahne, starb aber bald nachher an 
seinen Wunden. Viele seiner Krieger wurden erschlagen oder fanden in den Fluten 
ihren Tod. Fortan bildete der Rhein die Grenze zwischen Gallien und Germanien. 
3. Hermann, der Befreier der Deutschen. 9 n. Chr. 
1. Drusus und Tiberius. Der Kaiser Augustus faßte den Entschluß, ganz 
Deutschland zu unterwerfen. Zuerst eroberten seine beiden Stiefsöhne, Drusus und 
Tiberius, den südlichen Teil Deutschlands bis zur Donau. Am Lech gründeten sie 
Augsburg (— Augustusburg). Dann ließ Drusus 50 Burgen (Köln, Koblenz, Trier re. 
S. 5) am Rhein anlegen und unternahm von hier aus 4 Heereszüge nach Deutschland. 
Zuletzt drang er bis zur Elbe vor. Hier stellte sich ihm — wie die Sage berichtet — 
eilt riesenhaftes Zauberweib entgegen und sprach drohend zu ihm: „Wohin, unersätt¬ 
licher Drusus? Es ist dir nicht beschieden, alle diese Länder zu schauen; kehre um, 
du stehst am Ziele deines Lebens!" Erschreckt kehrte Drusus um; beim Übergang 
über die Saale stürzte er mit dem Pferde, brach ein Bein und starb bald darauf. — 
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