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II. Geschichte. 1. Allgemeingeschichtliches.
dort keine Lebensmittel mehr, weder für sich, noch für die Pferde. Darum
beschlosfen sie, es wäre besser, in ehrlichem Kampfe in der Schlachtreihe
zu sterben, als langsam zu verhungern, und sie griffen die Kaiserlichen
an, die so etwas am wenigsten erwarteten. Diese wehrten sich, nicht aus
ein Zeichen der Hörner, auch nicht nach Abteilungen und regelmäßiger
Anordnung eingeteilt, sondern wie sie gerade standen; denn der Angriff
war ihnen zu unvermutet gekommen. Aber dennoch verteidigten sie sich
mit aller Anstrengung, bis sich allmählich ihre Macht gesammelt hatte.
Die Goten aber stiegen nun ab von ihren Rossen und ließen sie
ungehindert lausen. Dann stellten sie sich alle in eine tiefe Schlachtreihe,
die Stirn dem Feinde zugewendet. Als die Römer das erblickten, ent¬
ließen auch sie alle ihre Pferde und stellten sich ebenso wie die Goten.
Dann aber begann der Kampf, in welchem Tejas, der Gotenkönig, an
Heldenkraft und Mut keinem aller Namen weicht, die uns die Geschichte
nennt. Den Goten gab die Verzweiflung Mut, die Kaiserlichen aber
sahen die Verzweifelten und erkannten die eigene Übermacht; aber darum
hielten sie es für schimpflich, den Schwächeren zu weichen. Jene suchten
den Tod, diese den Ruhn: der Tapferkeit.
Am Morgen begann der Kampf, und Tejas stand, durch seinen Schild
gedeckt, allen erkennbar an der Spitze seines Haufens. Sobald die Römer
ihn erblickten, meinten sie, daß sein Tod dem Treffen ein Ende machen
würde, und darum drängten sich alle Kampfeslustigen gegen ihn heran.
Ihrer war eine große Zahl, und alle richteten auf ihn die Speere oder
suchten ihn auch mit Wurfspießen zu verwunden, die sie ans ihn schleuderten.
Aber Tejas stand und sing die Spieße mit dem Schilde auf, zuweilen
sprang er vor und tötete seinen Gegner. Wenn er aber bemerkte, daß
sein Schild voll war von Wurfspießen, die mit der Schneide darin steckten
und daran niederhingen, so rief er seinen Waffenträger, und dieser reichte
ihm einen andern dar. Als er also kämpfend den dritten Teil des Tages
dagestanden hatte, geschah es, daß wiederum zwölf Wurfspieße an seinem
Schilde niederhingen und er ihn nur schwer bewegen und nicht ferner die
Feinde damit abwehren konnte. Da rief er wiederum mit lauter Stimme
seinen Waffenträger, er selbst aber bewegte sich auch nicht einen Finger
breit von seiner Stelle, und zog nicht seinen Fuß zurück und gestattete
auch keinem Feinde, den seinigen vorzusetzen. Auch wandte er sich nicht
und deckte nicht seinen Rücken mit dem Schilde, auch bog er sich nicht /
zur Seite, sondern gleich als wäre er an den Boden geheftet, so stand er
mit seinem Schilde an derselben Stelle, während seine Rechte unter die
Feinde schlug und die Linke den Andrang abhielt. So stehend aber rief
er seinen Waffenträger mit Namen. Der Mann brachte ihm einen neuen
Schild, und Tejas gab ihm dafür den andern, den die schweren Wurfspieße
niederzogen. Da aber ward seine Brust einen Augenblick frei; es war