Full text: [Teil 4 = Klasse 6, [Schülerband]] (Teil 4 = Klasse 6, [Schülerband])

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71. vom H>arz und seinen Bewohnern. 
gefüllt sind. Daneben liegen mancherlei Waffenstücke aus Stein oder Metall, 
Schmuckstücke und Geräte. — 
Auch reich an Wanderblöcken ist die Insel. Die verstreut liegenden 
gewaltigen Steinblöcke find weitgereiste Gesellen. Auf dem Rücken vor- 
5 dringender Eismassen sind sie aus den Gebirgen Norwegens vor vielen tausend 
Jahren nach dem Norden unsres Vaterlandes gekommen. 
Rügens berühmtester Badeort ist Saßnitz, am nordöstlichen Ufer der 
Insel gelegen. Hier weilen im Sommer Hunderte von Badegästen. Sie 
wohnen entweder in den geräumigen, schön eingerichteten Gasthäusern, oder 
10 in den sauberen, einstöckigen Häusern der Fischer. Frauen und Männer, 
Knaben und Mädchen gehen fleißig am Strande oder im Walde spazieren, 
atmen die stärkende Luft ein oder baden in der blauen, vom Winde leicht 
bewegten Flut des Meeres. JuUus Ttschendorf. 
71. Vom Harz und seinen Bewohnern. 
15 1. Iroste Ieste. 
Hl^ehr als die Bewohner der Ebene, die schneller und leichter zueinander 
kommen können, und bei denen sich deshalb auch alles Neue schneller 
verbreitet, hält der Bergbewohner an seinen alten Sagen und Märchen, seinen 
Sitten und Gebräuchen fest. 
20 In ganz besondrer Weise feiert man den Johannistag. Schon am 
Tage vorher geht es in allen Häusern sehr lebendig zu; außer dem Rein¬ 
machen und Kuchenbacken — auf beides hält die echte Harzerin große Stücke, 
der weiße Dielensußboden ist stets so sauber gescheuert, daß man darauf essen 
könnte — herrscht noch eine ganz eigenartige Tätigkeit. Da sitzen die Mädchen 
25 und winden Kränze und Girlanden von Hecke, d. h. Tannenzweigen; andre 
binden Sträuße von den wenigen Blumen, die dort oben wachsen. Wieder 
andre fädeln ausgeblasene Eier, die nicht selten vorher noch bunt verziert 
werden, zu langen Ketten zusammen. Endlich ist alles vorbereitet, der wichtige 
Augenblick ist gekommen. Der Vater erscheint mit Hacke und Schaufel, und 
30 mit Hilfe der Nachbarn wird in der Mitte der Straße auf dem Fahrdamm 
ein mehrere Fuß tiefes Loch gegraben. Dann bringen die jungen Burschen 
triumphierend und unter dem Jubelgeschrei der Geschwister eine hohe, statt¬ 
liche Tanne herbeigetragen, die über das Hausdach hinüberragen muß, wenrlls 
irgend angeht. Diese Tanne ist von den Mädchen aufs schönste geschmückt 
35 mit bunten Tüchern und Bändern und Blumensträußen; Gewinde von Tann- 
hecke und Bänder schlingen sich auch um den abgeschälten Stamm. Nicht
	        
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