Full text: [Teil 4 = Klasse 6, [Schülerband]] (Teil 4 = Klasse 6, [Schülerband])

258 
107. Rudolf von Labsburg. 
auf ihn den krummen Säbel schwang. 
Da wallt dem Deutschen auch sein Blut: 
er trifft des Türken Pferd so gut, 
er haut ihm ab mit einem Streich 
5 die beiden Vorderfüß' zugleich. 
Als er das Tier zu Fall gebracht, 
da faßt er erst sein Schwert mit Macht: 
er schwingt es auf des Reiters Kopf, 
haut durch bis auf den Sattelknopf, 
10 haut auch den Sattel noch zu Stücken 
und tief noch in des Pferdes Rücken. 
Zur Rechten sieht man. wie zur Linken, 
einen halben Türken heruntersinken. 
Da packt die andern kalter Graus; 
15 sie fliehen in alle Welt hinaus, 
und jedem ist's, als würd' ihm mitten 
107. Rudolf 
Von 
35 1. Ausgebrannt vom Strahl der 
Sonne 
seufzet rings das dürre Land; 
alle Quellen sind vertrocknet 
in dem glühend heißen Sand. 
40 Lechzend liegt die matte Herde 
auf der schattenlosen Erde. 
2. Weit gespalten, aufgerissen 
ist der Boden allumher, 
wolkenlos der ganze Himmel, 
45 still die Luft und heiß und schwer, 
und der Wald mit welkem Laube 
steht bedeckt mit weißem Staube. 
3. Sieh, da reitet durch die Steppe 
kampfgerüstet eine Schar, 
50 Rudolf zieht, der deutsche Kaiser, 
wider König Ottokar. 
Von dem Durste matt und heiser, 
ruft nach Wasser jetzt der Kaiser. 
durch Kopf und Leib hindurchgeschnitten. 
Drauf kam des Wegs 'ne Christen¬ 
schar, 
die auch zurückgeblieben war; 20 
die sahen nun mit gutem Bedacht, 
was Arbeit unser Held gemacht. 
Bon denen hat's der Kaiser vernommen. 
Der ließ den Schwaben vor sich 
kommen; 25 
er sprach: „Sag' an, mein Ritter wert, 
wer hat dich solche Streich' gelehrt?" 
Der Held bedacht' sich nicht zu lang: 
„ Die Streich e sind bei uns im Schwang; 
sie sind bekannt im ganzen Reiche: 30 
man nennt sie halt nur Schwaben¬ 
streiche." 
on Habsburg. 
Görres. 
4. Und zwei Ritter eilen jauchzend 
zu dem Kaiser hin im Flug, 55 
halten freudig hocherhoben 
kühlen Wassers einen Krug, 
und den Becher rasch ihm füllend, 
sprechen sie, ihr Herz enthüllend: 
5. „Lange suchten wir nach Wasser 60 
weit umher in diesem Land, 
doch kein Tropfen war zu finden 
in dem glühend heißen Sand! 
Die vergeb'ne Müh' zu enden, 
wollten wir uns rückwärts wenden. 65 
6. Sieh, da fanden wir im Schatten 
ruhen eine Schnitterschar. 
die sich, müde, laben wollte 
an dem Kruge kühl und klar. 
Weil sie selbst vom Durste litten, 70 
war vergebens unser Bitten.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.