Full text: [Teil 4 = Klasse 6, [Schülerband]] (Teil 4 = Klasse 6, [Schülerband])

114. Das 5euer im Walde. 
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Sv bewegt in tiefster Seele 
kommt er zu dem großen Schmause. 
Kapitäne vieler Schiffe 
trifft er in dem reichen Hause. 
5 Sämtlich sind sie eingeladen 
zu dem wunderlichen Feste, 
und der Wirt bewirtet köstlich 
alle seine fremden Gäste. 
Starke Weine fließen strömend, 
10 heiß wird jedem zugetrunken; 
bald ist einer nach dem andern 
selig untern Tisch gesunken. 
Nur der Nettelbeck steht sicher, 
hat sich's heilig vorgenommen. 
15 sich bei Sinnen zu erhalten, 
und kein Glas mehr angenommen: 
sagt nur, ob man ihn bestürme, 
ihn ein schwächlich Männlein heiße: 
„Nein, ich habe zur Genüge, 
20 und ich gab mein Wort als Preuße, 
keinen Tropfen trink' ich drüber!" 
Als nun all die dnrst'gen Seelen 
schnarchend unterm Tische liegen, 
will sich Nettelbeck empfehlen; 
doch es spricht der Wirt: „Du bleibe! 25 
Prüfen wollt' ich meine Leute, 
du nur, Preuße, hast bestanden. 
Rüste du dein Schiff noch heute! 
Solche Männer, fest und tüchtig, 
können mir Vertrau'n erwecken: 30 
du erhältst die reichste Ladung!" 
Und so wurde Nettelbecken 
mitten in der Armut Weh 
eine volle Ladung Tee 
und ein Frachtgebot von dreißig, 35 
sage dreißigtansend Taler. 
Jener war ein prompter Zahler; 
und der Kapitän lud fleißig, 
stach bei hellem Sonnenschein 
in die blaue See hinein. 40 
Aber eh' er fortgeschwommen, 
hat er — wer verdenkt ihm das? — 
noch einmal das Zelt besuchet, 
wo der Alte Fritze saß. 
114. Das Feuer int Walde. 
Bon Ludwig Höttl). 
Zween Knaben liefen durch den Hain 
und lasen Eichenreiser auf 
und türmten sich ein Hirtenseu'r, 
E'O indes die Pferd' im fetten Gras 
am Wiesenbache weideten. 
Sie freuten sich der schönen Glut, 
die lute ein helles Osterfeu'r 
gen Himmel flog, und setzten sich 
55 aus einen alten Weidenstumpf. 
Sie schwatzten dies und schwatzten das: 
vom Fenermann und Ohnekops, 
vom Amtmann, der im Dorfe spukt 
und mit der Feuerkettc klirrt, 
weil er nach Ansehn sprach und Geld. 00 
wie s liebe Vieh die Bauern schund 
und niemals in die Kirche kam. 
Sie schwatzten dies und schwatzten das: 
vom sel'gen Pfarrer Habermann, 
der noch den Nußbaum pflanzen tät, 65 
von dem sie manche schöne Nuß 
herabgeworfen, als sie noch 
zur Pfarre gingen, manche Nuß!
	        
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