Trinius: Kloster Lehnin.
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land. Mit vollem Bewußtsein hat Friedrich hiernach seit frühester
Jugend gestrebt; stets sah er nur in der Kaiserkrone, dem Sinnbilde
der Vereinigung der so lange und viel geteilten deutschen Stämme,
den ruhmvollen Abschluß der unvergleichlich großartigen Laufbahn des
Hohenzollerngeschlechtes.
Und noch mehr. Er hat uns wieder zum Bewußtsein gebracht,
daß, wenn wir auch das deutsche Schwert stark und scharf erhalten
müssen den uns umgebenden Neidern und Feinden gegenüber, die Kraft
und der Ruhm eines Volkes doch nicht ausschließlich auf der Gewalt
seiner Waffen beruht; daß es gottlob in der Menschenwelt noch andere
Interessen giebt als den wilden Kampf um das Dasein; und daß eine
Nation nur dann ruhmeswert ist, wenn sie neben der Rüstung und Stär¬
kung der Körperkräfte auch die edeln Eigenschaften des Herzens und des
Geistes ausbildet. Nicht durch unermüdliches Warnen und Reden allein
hat Friedrich dahin gewirkt, sondern vor allem durch sein schönes, be¬
wundernswertes Beispiel. Er, der Soldat, der Krieger, der siegreiche
Feldherr, umfaßte mit Liebe und ernstem, stetigem Bemühen alle Be¬
strebungen der Kunst und des Wissens, pflegte mit herzlichster Güte
alle Pflichten der Wohlthätigkeit und der Menschenfreundlichkeit, war
ungezwungen und so recht von innen heraus das Muster eines zärt¬
lichen Gatten, des liebevollsten und aufopferndsten Vaters. Nichts
menschlich Schönes war ihm fremd. So ward er den Fürsten, so
allen Volksgenossen ein herrliches Vorbild, eine Jdealgestalt, die wir
kennen und lieben lernen sollen, um selber innerlich besser zu werden,
deren Dichten und Thun wir nach Kräften nachahmen sollen, zum
Wohle aller, die uns umgeben, und zum Heile des deutschen Vater¬
landes, für das sein Herz in begeisterter Hingebung schlug bis zum
letzten Atemzuge.
II. Kulturbilder.
13. Kloster Lehnin.
Von August Trinius. Märkische Streifzüge. Minden, 1887.
Zwei Meilen südlich von Brandenburg, in dem alten Landesteile,
„Die Zauche" genannt, liegt das ehemalige Cistercicnserkloster Lehnin.
Über die Entstehung desselben berichtet der böhmische Chronist Pulcava,
und zwar, wie er ausdrücklich versichert, „nach einer alten branden-
burgischen Chronik", folgende Sage: