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Kaiser Heinrich I. und Otto der Große durch ihre erfolgreichen Kämpfe
gegen die auswärtigen Feinde ausgezeichnet. Um Sachsen besser im
Norden zu schützen, ernannte Otto der Große 961 Hermann aus dem
alten Grafengeschlechte der Billinger zum Herzoge über das nord¬
östliche Sachsen. Ihre um Lüneburg liegenden Eigengüter wußten die
Billinger durch glückliche Heiraten, aber auch durch kluge Benutzung der
Umstände wesentlich zu vermehren, indem sie die als Besoldung verliehenen
kaiserlichen Besitzungen zu ihrem Eigentum machten. Als 1106 ihr
Mannesstamm erlosch, gab der Kaiser das Herzogtum an den Grafen
Lothar von Supplingenburg.
3. Nach dem Vorgänge der Billinger suchten auch andere sächsische
Geschlechter ihren Besitz und ihr Recht auf Kosten des Kaisertums zu er¬
weitern. Solches gelang insbesondere den folgenden: a) Die Brunonen,
die 861 den Grund zur Stadt Braunschweig gelegt haben sollen, besaßen
fruchtbare Gebiete um Braunschweig, b) Die Grafen von Nord-
l) eint waren besonders um Göttingen, in Grubenhagen und im nördlichen
Hessen reich begütert und wußten ihren Besitz unter den günstigen Zeit¬
verhältnissen erheblich zu vergrößern. Der Vater des Grafen Otto von
Nordheim vereinigte durch feine Vermählung mit der Erbin ber bruno-
ni sehen Güter biefe mit seinen norbheimschen Gebieten, c) Die
Grafen von Supplingenburg, beren Hausgüter um Königslutter
lagen, hatten auch ant füblichen unb östlichen Harzabhange Besitzungen,
bie sie burch Gewinnung großer Strecken im Magbeburgischeu erweiterten.
Lothar von Supplingenburg verbanb burch Heirat bie großen unb
zahlreichen norbheimschen Güter mit ben seinigen unb würbe ber mäch¬
tigste Fürst Norbbeutschlanbs. Als sächsischer Große war er Gegner
Heinrichs V., obwohl bieser ihn zum Herzog erhoben hatte. Als Kaiser
suchte er in seinem Kampfe gegen bie Hohenstaufen Unterstützung an bem
Bayernherzog Heinrich bem Stolzen, inbem er ihm fein einziges
Kinb, Gertrub, vermählte unb bas Herzogtum Sachsen zusagte.
II. Das Haus der Welfen biszur Erhebung
Vrauuschweig-Füneburgs zum Herzogtum. 1235.
1. Die Welfen, deren Ursprung in Sage gehüllt ist, hatten
im südlichen Schwaben und Bayern allmählich ein großes Besitztum
erworben, als dessen Mittelpunkt Altors in Schwaben galt. Mit
Welf III., der zugleich Herzog von Kärnten war, starb die deutsche
Linie der Welfen um die Mitte des 11. Jahrhunderts aus. Daher
erbte dessen Neffe Welf IV., ein Glied der italischen Linie, der
Sohn des Markgrafen von Este und Schwiegersohn Ottos von Nord-
heim, jene Familiengüter und ward der Stammvater der jüngeren
Welfen. Heinrich IV. erhob ihn zum Herzog von Bayern. Sein
Sohn, Heinrich der Schwarze, erwarb durch seine Gemahlin,
die Erbtochter des letzten Billingers, den größten Teil der zahl¬
reichen Billingschen Güter und begründete dadurch die Größe
seines Hauses. Herzog Heinrich der Stolze von Bayern ver¬
einte durch seine Vermählung mit Gertrud von Supplingenburg
die billingschen, nordheimschen, brunonischen und supplingenburg-
schen Güter in einer Hand. Dazu ward er.Herzog von Sachsen und