Full text: Die Hauptereignisse der römischen Kaiserzeit, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Teil 5)

Das Frankenreich unter den Merowingern. 
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Er schlug 486 den früheren Statthalter des noch römischen Gal- 
liens, Syagrins, der sich selbständig gemacht hatte, bei Soissons und 
besetzte sein Land. Durch den Anschluß der Oberfranken, der bald darauf 
erfolgte, wurde Chlodowech in einen Krieg mit den Alamannen ver- 
flochten; er besiegte und unterwarf sie, sie mußten ihr links- und rechts- 
rheinisches Gebiet nördlich der Selz, Mnrg, Oos und Rems abtreten; 
das Land südlich der Selz erhielt damals den Namen Elsaß. Doch ent- 
zog sich ein Teil der Alamannen seiner Herrschaft und stellte sich unter 
den Schutz Theoderichs. Auch in Chlodowechs Kamps gegen die West- 
goten (507) griff der Ostgotenkönig drohend ein und hinderte ihn, sein 
Land bis zu den Pyrenäen auszudehnen. 
Zwischen der Eroberung Chlodowechs und der andrer germanischer 
Stämme besteht ein tiefgreifender Unterschied. Chlodowech kam nicht an 
der Spitze eines wandernden Volkes, sondern als erobernder König, der 
nur seine eigene Macht zu erweitern strebte. Da die Hauptmasse der Franken 
in ihren alten Wohnsitzen zurückblieb, so brauchte er von den unterworfenen 
Römern keine Landabtretungen zu fordern, um die Seinigen zu versorgen, 
sondern begnügte sich mit dem bisherigen Besitz des römischen Kaisers und 
den herrenlos gewordenen Gütern. 
Stand er schon infolge dieser Schonung ihres Eigentums zu den unter- 
worfenen römischen Bewohnern in einem günstigeren Verhältnis als etwa 
die Westgoten zu den Provinzialen Spaniens, so trat er ihnen durch seinen 
Übertritt zur katholischen Kirche noch näher. Neben persönlichen 
Gründen haben ihn auch politische Erwägungen bei diesem Schritte geleitet. 
Er hatte von Ansang an gewünscht, die reichen und mächtigen Bischöfe für 
sich zu gewinnen, auch auf Bitten seiner christlichen Gemahlin erlaubt, daß 
seine Söhne getauft wurden; er selbst aber war noch Heide geblieben. Den 
äußeren Anstoß zu seinem Übertritt gab 496 die Schlacht gegen die Ala¬ 
mannen. Als seine Franken zu wanken anfingen, soll er das Gelöbnis ge- 
tan haben, sich taufen zu lassen, wenn ihm der Gott seiner Gemahlin den 
Sieg verleihen werde. Nach gewonnener Schlacht wurde er von dem Bischof 
Remigius von Reims unterwiesen und getauft. Tausende seines Volks 
folgten ihm. 
Nach feinem Tode wurde das Reich unter seine Söhne geteilt, die 
Burgund, Thüringen, Alamannien und Bayern unterwarfen. Aber diese 
Teilungen wurden zu einem Unglück für das Reich, da sie die Quelle 
unaufhörlicher Kriege waren, die mit der größten Gewalttätigkeit geführt 
wurden. Allmählich ergaben sich aus den Teilungen drei Teile: der 
germanische Osten oder Anstrasien, der romanische Westen oder 
Neustrien, und neben beiden Burgund als selbständiges Reich. 
Die Zeit der Merowinger war von Kriegen der Könige untereinander 
oder von Aufständen der Großen gegen sie stürmisch bewegt. Die fränkische 
Kirche, in der sich früh Germanen als Bischöfe fanden, verwilderte, das 
Leben der Vornehmen zeigte häufig Greuel und Entartung. Bei den Mit- 
gliedern des Königshauses verfiel bald die persönliche Tüchtigkeit.
	        
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