Full text: [Teil 9 = Klasse 1, [Schülerband]] (Teil 9 = Klasse 1, [Schülerband])

34. Arbeit und Wirtschaftlichkeit. 
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III. Zur Volkswirtschaftslehre. 
34. Arbeit und Wirtschaftlichkeit. 
dl>enn wir unter Arbeit jede menschliche Tätigkeit verstehen, die mit 
dauernder Anstrengung sittlich-vernünftige Zwecke verfolgt, so können 
wir zweifeln, ob wir die einzelnen Anläufe des Barbaren, das Wild zu er- 5 
legen oder sonstwie Nahrung zu suchen, schon ganz als Arbeit bezeichnen sollen. 
Von den Tieren legen wir nur denen Arbeitsamkeit bei, die, wie die 
Bienen, scheinbar planvoll und andauernd für ihre Lebenszwecke tätig sind. 
Der Mensch muß erst langsam die Arbeit lernen. Mit der Seßhaftigkeit, 
dem Acker- und Gartenbau, die eben deshalb der Wilde verabscheut, be-10 
ginnt jene größere Mühsal, die das deutsche Wort Arbeit bezeichnet, beginnt 
die Notwendigkeit, in fest geregelten Perioden tätig zu sein. Aus solcher 
Zeit stammt der Fluch: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot 
essen!" und die Regel der sechstägigen Arbeit auf einen Ruhetag, welche seit¬ 
dem die ganze Welt beherrscht. Lange waren bei vielen Völkern überwiegend 15 
die Schwächeren gezwungen, die harte Arbeit des Ackerns, Schleppens, Hütten¬ 
bauens zu vollführen: die Weiber und die Knechte. Es ist ein großer Fort¬ 
schritt, wenn auch die freien Männer hinter dem Pfluge zu gehn beginnen. 
Auch tun es nicht sofort alle Volksgenossen; die eigentlich wirtschaftliche 
Arbeit bleibt lange für die Aristokraten eine Schande. Und noch heute haben 20 ' 
wir törichte Parvenüs, verzogene Muttersöhnchen und eitle Weiber genug, 
die Faulenzen für vornehm halten, die nicht einsehen wollen, daß die Faulheit 
aller Laster Anfang und alles Glückes Grab sei. 
Die gewöhnliche Ackerbestellung in unsern Klimaten läßt für die Arbeit 
noch lange Pausen zu. Der Bauer alten Schlages kann träge einige Monate 25 
hinterm Ofen sitzen, er arbeitet nicht nach der Uhr, sondern nach der Sonne 
und der Jahreszeit. Die Hauswirtschaft aber und das gewöhnliche Gewerbe 
führen zu einer Tätigkeit, die Tag für Tag, von früh bis spät getan sein 
will. Im Hause, in der Werkstatt lernt der Mensch intensiver, gleichmäßiger 
arbeiten, weil das eine sich stets an das andre anknüpft, weil Vorräte an 30 
künftigen Gebrauchsmitteln hier geschaffen werden können, weil die Freude am 
häuslichen Herd und am technischen Erfolg der Arbeit neue Reize gibt.
	        
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