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Die markigen Fäuste der numidischen Fackelträger haben die vier
Schimmel vorn wieder zur Ruhe gebracht; der Wagen setzt sich von
neuem in Bewegung, und in stürmischer Eile verschwindet er im Dunkel
der Gassen, den Weg verfolgend, der zum Palatin führt.
Der Gastgeber zieht sich vom Feste zurück; das Fest hat offenbar
seinen Höhepunkt überschritten, es neigt sich zum Ende.
Kaum, daß der Wagen verschwunden ist, erdröhnt das Pflaster der
Brücke von taktmäßigen Schritten; abermals lodert Fackelglanz auf, und
wieder bietet sich ein wunderbares Bild: die Leibkohorte des Cäsar
kommt aus den Gärten hinter dem Gebieter her, um nach dem Palatin
zu marschieren, wo ihre Kaserne sich befindet, und wo sie im Palast
des Kaisers und bei seiner Person den Leibwächterdienst versieht.
Diese Leibwächter sind Germanen. Jeder einzelne der Kohorte
sieht aus wie ein Riese, als sie jetzt, vom Fackellicht umsprüht, das ihre
Erscheinung noch abenteuerlicher macht, stumm, kaum mit halbem Blick
nach rechts und links sehend, wo der römische Pöbel sie mit offenen
Mäulern und Augen wie Fabeltiere anstarrt, ihres Weges dahin—
schreiten.
Zwei Häuptlinge gehen an ihrer Spitze; die großen, zottigen Hunde,
die sie nie verlassen, springen um sie her. Nicht die kurzen Schwerter,
wie die Römer sie an ihren Soldaten gewöhnt sind, lange Waffen in
schweren Scheiden hängen an ihren Lenden und begleiten klirrend ihren
wuchtigen Schritt. Auch die übrige Kleidung und Ausrüstung ist phan—
tastisch und ein buntes Durcheinander von römischer Bewaffnung und
germanischer Nationaltracht. Alle tragen sie den römischen Waffenrock,
aber, wie es sich für Leibwächter des Nero geziemt, mit bunten Farben
und Steinen ausgenäht und ausgeschmückt; von den Häuptern aber
nicken statt der einfachen römischen Helme Köpfe von Tieren, die man
in Italien kaum mehr kannte und sah, von Bären, Wölfen, Auer—
ochsen und Elentieren.
Hörner ragen in die Luft: in aufgerissene Tierrachen sieht man hin⸗
ein, mit furchtbaren Zähnen besetzt; dieser und jener trägt Adlerfedern,
so dicht ineinander gefilzt, daß es aussieht wie ein wandelndes Gebüsch.
Allen gemeinsam aber ist das lange blonde, beinah gelbe Haar, das
unter der Kopfbedeckung in Zotten herniederhängt bis ins Gesicht.
Wie die Römer es anstarren, die krausköpfigen, schwarzen Römer,
dieses unbegreifliche, fabelhafte Haar! Wenn man es doch einmal hätte
anfassen, einmal hätte daran zupfen können, um sich zu überzeugen, ob
das wirklich an menschlichen Schädeln fest angewachsenes Haar war!
Aber an Kerle wie diese da die Hand anlegen — der Gedanke
allein jagt einem den Schauer über die Haut — an Menschen mit
solchen Gesichtern! Denn wild sehen die Gesichter aus, wild und furcht—
erregend, und so anders als die Römergesichter, so ganz anders!