„Und von der Amsel?“ fuhr er fort.
„Audi diese lobt man hier und dort.“ —
„Ich muß dich doch noch etwas fragen:
„Was,“ rief er, „spricht man denn von mir?“ —
„Das,“ sprach der Star, „das weiß ich nicht zu sagen,
denn keine Seele red’t von dir.“ —
„So will ich,“ fuhr er fort, „mich an dem Undank rächen
und ewig selber von mir sprechen.“
102. Die Schwalbe
Melbert von Lhamisso.
1. Mutter! Mutter! unsre Schwalben,
sieh doch selber, Mutter, sieh!
Junge haben sie bekommen,
und die Alten füttern sie.
2. Als die lieben, kleinen Schwalben
wundervoll ihr Nest gebaut,
hab' ich stundenlang am Fenster
heimlich ihnen zugeschaut.
3. Und nachdem sie eingerichtet
und bewohnt das kleine Haus,
schauten sie mit klugen Augen
gar verständig nach mir aus.
4. Ja, es schien, sie hätten gerne
manches zwitschernd mir erzählt,
und es habe sie betrübet,
was zur Nede noch gefehlt.
5. Lins ums andre, wie ein Kleinod,
hielten sie ihr Haus in Hut.
Sieh doch, wie die kleinen Köpfchen
streckt hervor die junge Nrut.
6. Und die Alten, eins ums andre,
bringen ihnen Nahrung dar,-
o, wie köstlich ist zu schauen
so ein liebes Schwalbenpaar!