Full text: Lehrbuch der allgemeinen Geographie

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Er führt viel Erde und Schlamm mit sich, und sein Wasserspiegel soll an 
einigen Stellen 40' über das anliegende Land sich erheben. Sein gelbes 
Wasser färbt den Ocean bei der Mündung, und verleiht jener Bucht den 
bekannten Namen. Er fi'chrt so viel Erde mit sich, daß er in einem Zeit¬ 
raume von 24,000 Jahren, angenommen die mittlere Tiefe des gelben Mee¬ 
res betrage 120 Fuß, dasselbe ausfüllen wird. Die Länge des Stromes 
gibt man auf 570 M. an. 
4) Der Aantsekiang oder blaue Fluß entspringt westlich vom Hoangho, 
durchbricht den Siveschan, und eilt in einem nach S. gerichteten Bogen durch 
das chinesische Tiefland dem Meere zu. Er ist jedenfalls der breiteste Strom 
Asiens; nur der Missisippi und der Marannon in Amerika übertreffen ihn 
an Größe. Die Stromlänge des Aantsekiang wird auf 750 Meilen, sein 
Stromgebiet auf 54,000 Q.-M. angegeben. In seinem Unterlaufe durch¬ 
fließt er die Seebeckendes Tungting- und Poyangsee; von Nanking an ist 
seine Wasserfläche fast unübersehbar. Bon ihm sagt man: „Grundlos ist 
der Kiang, grenzenlos der Ocean." 100 Meilen stromaufwärts dringt die 
Wirkung der Ebbe und Fluth. Tausende von Schiffen befahren den insel¬ 
reichen Strom; eine zahlreich bevölkerte Masse von Dörfern, Städten und 
Landhäusern schmücken seine Ufer. 
Das chinesische Strom-Zwillingspaar ist durch den sogenannten Kaiser¬ 
kanal mit einander verbunden; derselbe beginnt bei Hangtscheu-fu und führt 
nach Peking (210 M. lang, 200 — 1000 Fuß breit). Eine Menge von 
Nebenkanälen münden in ihn. 
III. Das Gebiet des indischen Dceans. 
1) Der Sikiang oder Tigerfluß entspringt im chinesischen Alpenlande 
Mnnan und mündet unterhalb Canton in einem vielarmigen Delta in den 
„Tigerrachen" (Bocca Tigris). 
2) Die 4 hinterindischen Ströme Maykaung, Meuam, Thaluayn und 
Jrawaddi laufen parallel mit einander von N. nach S. in einer Größe und 
Breite, wie wenige Ströme auf Halbinseln. Sie fallen in vielarmigen Deltas 
in verschiedene Meerbusen, erhöhen durch ihre Ueberschwemmungen die 
Fruchtbarkeit des anliegenden Tieflandes, und sind durch eine unbeschreibliche 
Menge von Stromspaltungen ausgezeichnet (Berghaus phys. Atlas I. 2, 9). 
3) Der Brahmaputra oder Burremputr ist im Oberlaufe noch nicht 
ganz genau bekannt; sein Oberlauf soll der Zara-Dzangbotsiu*) sein, wel¬ 
cher den Himalaya durchbricht. Er fällt in mehreren Armen, von denen 
die bedeutendsten mit dem Ganges sich vereinigen, in den bengalischen Golf. 
4) Der Ganges, der heilige Strom der Inder, bildet mit dem Burrem¬ 
putr ein Zwillingsstromsystem. Er entspringt in einer Höhe von 13,000' 
in 3 Duellen aus dem Himalaya, den er durchbricht. In seinem Mittel¬ 
läufe spaltet er sich oft, bildet zahlreiche Inseln, und fällt endlich in einem 
trägen Unterlauf und vielarmigen Delta (§78, IV.) ins Meer. Der 
westlichste Arm ist der Hugly, woran Calkutta liegt, und der östlichste der 
*) Andere halten ihn für den Oberlauf des Jrawaddi. 
Cassian, Geographie. 4. Aufl. 
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