95 Was frommt es, daß ich's kund Euch tu' ? —
Eine Arzenei gehört dazu,
Die heilte Euer Leiden sogleich;
Doch leider ist kein Mensch so reich
Noch von so weisen Sinnen,
100 Daß er sie mag gewinnen.
Drum bleibt Ihr ungeheilt auf Erden,
Gott möchte Euer Arzt denn werden."
Der arme Heinrich sprach darauf:
„Was raubt Ihr mir den Trost? Hört auf!
105 Ich habe der Güter traun genug,
Und wollt Ihr, wie es Pflicht und Fug,
Eure Kunst mir nicht versagen
Und stolz nicht ausschlagen,
Was mein an Silber und an Gold,
110 Dann mach' ich Euch mir also hold,
Daß Ihr mich heilt von Herzen gern."
„Der Wille wäre mir nicht fern,"
Sprach der Meister frank und frei;
„Bedürft' es solcher Arzenei,
115 Die sie zu Markte bringen,
Oder die mit guten Dingen
Man irgend kann erwerben,
Ich ließ' euch nicht verderben.
Leider kann das nimmer sein;
120 Drum bleibet Euch die Hilfe mein
Notgedrungen stets versagt.
Ihr bedürfet einer Magd,
Die keusch und freibar und dabei
Aus freiem Willen entschlossen sei,
125 Den Tod für Euch zu dulden.
Nun steht das nicht in Hulden
Bei Menschen, daß es einer tu'.
Jedoch nichts anders taugt dazu
Als solcher Jungfrau Herzensblut;
130 Das wär' für Euer Siechtum gut."
Da sah der arme Heinrich ein,
Das werde ganz unmöglich sein,
Daß jemand den erwürbe,
Der gerne für ihn stürbe.
135 Der Trost war ihm genommen,
Um den er hingekommen.