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A. Mtepische Dichtung. I. Nordische Götter- und Heldenlieder.
Zerschlagen sanken, zerschmettert lagen
die Rotten der Räuber am Rüstzeug der Götter.
37. Schnell von der Trift die Böcke getrieben
hurtig zur Deichsel — ha, wie sie rannten!
Es brachen die Felsen, es brannte die Erde,
da Thor und Loki von den Thnrsen heimkehrten.
d. Das Lied von Fafnir (gekürzt).
Übertragen und erklärt von Hugo Gering.
Fafnir, ReglNs Bruder, hatte seinen Vater ermordet und den Schatz des
Zwerges Antwari an sich gerissen. Nun bewachte er ihn als Drache auf der Guita-
heide. Dorthin begab sich Smurd mit seinem Lehrmeister Regln, der ihn angestiftet
hatte, den Bruder zu töten. Sie fanden die Spur, die Fafnir hinterließ, wenn er
zum Wasser kroch. Auf diesem Wege machte Sigurd eine tiefe Grube und setzte sich
hinein. Als nun Fafnir von seinem Golde kroch, schnaubte er Gift, das von oben
herab dem Sigurd auf den Kopf troff; aber als er gerade über der Grube war,
stieß ihm Sigurd das Schwert ins Herz. Nun sprang Sigurd aus der Grube,
und es erblickte einer den andern. Fafnir sprach:
1. Gesell, Gesell! wessen Samen entstammst du?
nenne die Namen der Eltern mir!
Wer färbte die Klinge in Fafnirs Blute
und stieß mir den Stahl ins Herz?
Sigurd wollte seinen Namen verheimlichen, weil es in alter Zeit Glaube
war, daß eines Sterbenden Worte große Wirkung hätten, wenn er seinen Gegner
mit Nennung des Namens verfluchte. Als Fafnir ihn aber der Lüge zeiht, ant¬
wortet er:
2. Schwerlich wird mein Geschlecht dir bekannt sein,
auch kennst du kaum mich selbst:
Sigurd heißt er, des Sigmund Erbe,
der dich mit dem Schwerte erschlug.
3. Fafnir: Wer reizte dich an? der Reizung folgend,
warum tatst du den Todesstreich?
Helläugiger Bursche! ein Held war dein Vater,
drum bist du als Knabe schon keck.
4. Sigurd: Mich reizte mein Mut, die raschen Hände
vollführten's mit scharfem Schwert;
beherzt wird nie, wenn das Haar ergraut,
wer als Knabe Gefahren floh.
b. Fafnir: Wenn erwachsen du könntest im Kreis der Verwandten,
sah' einst man wohl kämpfen dich kühn;
doch ein Knecht bist du, im Kriege gefangen,
immer sind Unfreie feig.
6. Sigurd: Das wirfst du mir vor, daß ich weit, o Fafnir,
vom Vatererbe entfernt;
man sing mich im Krieg, doch ein Knecht bin ich nicht:
daß ich frei bin, erfuhrst du selbst.
7. Fafnir: Du findest in jeglichem Wort einen Vorwurf,
doch Wahres nur meldet mein Mund:
das glänzende Gold und die glutroten Ringe
bringen dir einst den Untergang.