Die Geschichte eines Torfmoors.
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welche die Fäulnis verursachen, können nicht mehr in ihm leben. Die ab¬
sterbenden Partien verfaulen infolgedessen nicht mehr, sondern mumifizieren
sich und sammeln sich an; sie bilden eine Unterlage, auf der die jüngste
Generation der Mooszweige weiter wächst. So bildet sich das Moos zu
einem Polster aus, welches den ganzen Boden überzieht, und wie die einzelne
Pflanze ein Schwämmchen, so ist dieses Polster ein riesiger Schwamm, der
das an ihn gelangende Wasser festhält und mit demselben weiter wuchert.
Mächtig schwillt es heran und legt sich um die Eichenstämme. Jahrzehnte¬
lang hält es ihren Fuß fortwährend in sumpfigem Naß gebadet und die
Bäume widerstehen schließlich dieser endlosen Verschwemmung nicht; sie sterben
ab. Lange noch mögen sie mit entblätterten Kronen dastehen, aber endlich
werden sie morsch und der Wind bringt sie zu Falle; stürzend versinken sie
in dem Schwamm, der sie vernichtet hat; er wird ihr Grab und wächst über
sie hinweg, haushoch, bis sie verloren und vergessen sind.
Hunderte von Jahren dauert dieser Vorgang, dann tritt vielleicht einmal
eine Änderung ein. Das Klima wird auf ein oder einige Jahrhunderte
trockner, der große Schwamm hat nicht mehr Wasser genug, um sich voll¬
gesogen zu erhalten, und er trocknet mehr oder weniger ein. An seiner Ober¬
fläche sammelt sich Staub, Torfpflanzen siedeln sich auf ihm an, dann Heide¬
kräuter und verwandte Gewächse. Diese machen mit der Zeit aus dem lockern
Moosboden ein an der Oberfläche festes Gelände, welches mit immer
steigendem Gewicht auf seine Unterlage drückt. Das Torfmoos setzt sich und
sinkt zusammen. Dabei verliert es immer mehr von seiner Schwammigkeit
und so schasst sich allmählich aus ihm ein flacher, solider Untergrund, auf dem
erst Sträucher, dann Bäume gedeihen. Das Werk des Körnchens liegt nun
seinerseits unter dem Boden und ist vergessen.
Aber es ist darum noch nicht zu Ende. Unter dem Einfluß der Zeit,
der Winterkälte und des aus ihm lastenden Druckes verwandelt sich das be¬
grabene Moos in eine schwarze, mäßig feste Masse; das ist der Stoss, den
wir unter dem Namen Torf kennen. Derselbe besitzt in hohem Grade die
Eigenschaft, undurchlässig für Wasser zu sein, und nachdem er vollständig aus¬
gebildet ist, steht der neue Wald wie der frühere auf seiner Grundlage, aus
der die Feuchtigkeit nicht abziehen kann. Kommt also eine längere Periode
größerer Nässe, so wird er sumpfig wie sein Vorgänger. Der Zufall bringt
eine neue Anpflanzung von Torfmoos hervor und der zweite Wald verfällt
demselben Schicksal wie der erste, auch er versinkt im Moossumpf. Ihm
kann ein dritter und ein vierter folgen, das Ende der Reihe ist nicht abzusehen.
Einmal in geschichtlicher Zeit ist das Versinken eines Waldes im Torf
beobachtet worden. Im Jahre 1G51 fand Lord Cromarty bei Lochburn in
West Roß eine Ebene, die voll abgestorbener Fichtenbäume stand. Fünfzehn
Jahre später traf er an derselben Stelle nicht mehr die stehenden Bäume,
sondern ein Polster von Torfmoos, welches so tief war, daß er bei dem
Versuch, dasselbe zu betreten, bis an die Achselhöhlen hineinsank. Die Fichten
waren darin verschwunden.
In der großen Mehrzahl der Fälle hat kein Mensch dein Vorgang bei¬
gewohnt, aber man findet im Torf die begrabenen Bäume, und zwar, wie es
dem Gesagten gemäß der Fall sein muß, öfter in verschiedenen, durch Torf
voneinander getrennten Schichten. Zu unterst liegen diejenigen, die zuerst
versanken, dann folgt eine Schicht von Torf, der über ihren Leichen gewachsen
ist, dann wieder eine Schicht Bäume, dann wieder Torf usw. Man kennt