Full text: [[Abteilung 1] = Abteilung für Tertia und Untersekunda in einem Bande, [Schülerband]] ([Abteilung 1] = Abteilung für Tertia und Untersekunda in einem Bande, [Schülerband])

34 
A. Altepijche Dichtung. II. Deutsches Helden-i Volks-)Epos. 
7. Laut rief König Ludwig alle Mannen an 
— es war nur eitel Kinderspiel, was er zuvor begann —: 
„Heut gilt's zum ersten Male mit Helden sich zu messen! 
Wer meinem Banner mutig folgt, wird nie vonmeinermildenHand vergessen." 
8. Hartmuts Heerzeichen trug man an das Meer. 
Die Schiffe waren nahe, so daß man mit dem Speer 
vom gelben Ufersrande sie schon berühren konnte. 
Ich wähne, daß Herr Wate, der alte, seinen Schild nicht müßig sonnte. 
9. Nie wehrte man so grimmig einem Feind das Land. 
Die Hegelingen drängten mit aller Macht zum Strand. 
Mit Speeren und mit Stangen begann ein wildes Zielen. 
Nie sah man in den Bergen das Schneegesiock beim Nord so emsig spielen. 
10. Der Speerwechsel dröhnte; die Zeit währte lang, 
bis sie das Land gewannen. Der alte Wate sprang 
mächtig in die Feinde, die zunächst ihm stunden. 
Seines Grimmes Eifer ward von ihnen schwer genug empfunden. 
11. Ludwig von der Normandie rannte Waten an. 
Mit eisenscharfem Speere schoß er nach dem Mann, 
daß des Schaftes Stücke sausten in alle Winde: 
So wunderstark war Ludwig. Da drang heran auch Watens Heergesinde. 
12. Auf Ludwigs Helmgespänge tat Wate solchen Schwang, 
daß des Schwertes Schneide schier bis aufs Haupt ihm drang. 
Und trug er unter der Brünne kein Hemd von guter Seiden, 
wie Abalie sie liefert, so mußt' er hier am Strand den Tod erleiden. 
13. Hartmut und Jrold stürzten aufeinander los. 
Von beider Schwert und Helme war der Schall so groß, 
daß man ihn hören mochte auch durch die fernsten Scharen: 
MitKühnheit pflegteHartmut, mit Kraft im Streit auch Jrold nicht zu sparen. 
14. Der wackre Seelandsrecke vermocht' in heißem Mut 
den Strand nicht zu erreichen; da sprang er in die Flut. 
Bis hoch zur Achselhöhle stand er in den Wogen. 
Um wunderschweren Frauendienst war der kühne Herwig nicht betrogen. 
15. Den edlen Helden wollten die Feinde gern im Meer 
erschlagen und ertränken. Mancher gute Speer 
ward an ihm zerbrochen. Er strebte schnell zum Strande 
den Feinden kühn entgegen. Bald büßte mancher seinen Grimm im Sande. 
16. Das war ein böses Werben um Uferrand und Flut! 
Das war ein reiches Sterben! Not wie eitel Blut 
sah man allenthalben die Meereswogen fließen, 
so weit: es konnte niemand mit einem Speer den Streifen überschießen. 
17. Auch ward in schwerem Ringen — wem ward ein gleiches kund? — 
Gar mancher gute Degen getaucht bis auf den Grund. 
Sie konnten ein Land bevölkern, die ohne Wunden starben. 
Doch war auch reich Genügen an Widersachern, die zugleich verdarben. 
18. Gar rauhe Dienste zollten mit ungefüger Hand 
die Necken von der Normandie und Hegelingenland. 
So herrlich sah man streiten die kühnen Dänenhelden: 
Wem Leib und Leben teuer, der durfte sich zum Widerstreit nicht melden. 
19. Der harte Kampf währte die Tageshelle lang, 
da jeder Ruhm begehrte in wildem Zwang und Drang.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.