Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

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50,000 Kindern aus Deutschland und Frankreich nahm das Kreuz 
und dachte allen Ernstes, Jerusalem zu erobern. Das Loos dieser 
armen Geschöpfe war ein höchst trauriges: die meisten sielen Sclaven- 
handlern in die Hände; die übrigen erlagen dem Hunger und den 
Anstrengungen. 
Z>cr Kreuzzug Ariedrichs II. 
Friedrich II. (1215 — 1250) hatte sich bei seiner Krönung zu 
Aachen zu einem Kreuzzuge verpflichtet; da er aber, ganzvon dem 
Geiste und Streben seines Ahnherrn, Friedrichs I., erfüllt, vor 
Allem daraus bedacht sein zu müssen glaubte, sein kaiserliches An¬ 
sehen in Deutschland und der Lombardei aufrecht zu halten uud 
seine sieilianischen Staaten zu heben, schob er, ber wiederholten 
päpstlichen Ermahnung ungeachtet, die Erfüllung seines Gelübdes 
von Jahr zu Jahr auf. Um seinen Eifer zu spornen, vermittelte 
der Papst Honorins III. eine Vermählung Friedrichs mit Jo- 
lanth a, der Tochter und Erbin des Titularkönigs von Jerusalem, 
Johann v o n B r i e n n e, und Friedrich trat in der That im Jahre 
1227 feinen Kreuzzug an. Kurz nach der Abfahrt von Apulien 
kehrte er jedoch, von einer auf dem Schiffe ausgebrochenen Krank¬ 
heit befallen, an das Land zurück. Der Papst Gregor IX., des 
Honorius Nachfolger, der in des Kaisers Rückkehr nur bösen Willen 
erblicken zu müssen glaubte, sprach hierauf den Bann über ihn aus. 
Um zu zeigen, daß es ihm mit dem Kreuzzuge Ernst sei, schiffte 
sich Friedrich auf's Neue ein (1228) und landete im September 
glücklich in Acre. Da jedoch nach kirchlichem Gebote kein Gebannter 
die heiligen Stätten betreten durfte, verhängte der Papst über Pa¬ 
lästina das Jnterdiet, d. h. er verbot alle feierlichen kirchlichen 
Handlungen und den öffentlichen Gottesdienst während der Anwesenheit 
des gebannten Kaisers. Diesem kamen jedoch die unter den Erben 
Saladins herrschenden Zwistigkeiten sehr zu statten, und er erwarb, 
durch einen Vertrag mit dem Sultan von Aegypten, Jerusalem, 
Bethlehem, Nazareth und das ganze Gebiet zwischen Jerusalem und 
Joppe. Nachdem er in Jerusalem sich selbst die Königskrone auf¬ 
gefetzt (1229), kehrte er nach Italien zurück und föhnte sich im 
folgenden Jahre mit dem Papste aus. 
Mehr besorgt für die Hebung feiner sieilianischen Staaten und 
die Erweiterung seiner Macht in Italien als für Deutschlands 
Wohl, widmete er zunächst seine Zeit der Vollendung der bereits 
früher begonnenen neuen Gesetzgebung für das sieilianische Reich 
unb hob dasselbe durch treffliche Einrichtungen zu hoher Blüthe. 
Dann wanbte er sein Augenmerk auf bie lombarbifchen Städte, 
die sich nicht minder widerspenstig und übermüthig zeigten als früher 
und zugleich in unaufhörlichen Fehden sich untereincinber bekämpften.
	        
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