Full text: [Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband]] (Teil 6 = Klasse 4, [Schülerband])

49. Aus deutschen Gauen. 
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Grenzwächterin, das Wachthorn überreicht. Dann erheben sich zu beiden 
Seiten der Krieg, ein feuriger Jüngling, in die Kriegstronrpete schmetternd, 
und der Friede, eine ruhig schreitende Figur mit Palmzweig und Füllhorn, 
deren milder Ausdruck wie von einem Schleier der Wehmut, im Gedanken 
der schmerzlichen Opfer, überhaucht ist. Zwischen diesen zwei symbolischen 
Gestalten befindet sich das große, realistische Hauptrelief, die „Wacht am 
Rhein". In der Mitte der kaiserliche Feldherr zu Pferd, um ihn geschart 
die Fürsten, Feldherren, Führer, rechts ausziehende, links heimkehrende Krieger, 
zweihundert Figuren, davon hnndertundfünfzig Porträts! Darunter der 
volle Text unseres Nationallieds, aus dem die das Relief erläuternden Schlu߬ 
worte groß hervortreten: 
„Lieb Vaterland, magst ruhig sein, 
fest steht und treu die Wacht am Rhein!" 
In gleicher Höhe mit diesem vorderen stehen die beiden großen Seiten- 
relicfs, rechts der Auszug des Rekruten, Reservisten und Landwehrmanns, 
links die Heimkehr zu Vater, Frau und Kind. Gestalten von tiefster Innig¬ 
keit des Gefühls, ergreifend durch ihre Naturtreue und lebendige Bewegtheit. 
— In der Mitte der Vorderseite schwebt der Reichsadler, umkränzt von den 
Wappen der deutschen Staaten. Darüber das eiserne Kreuz und über diesem 
die Widmung: 
„Zum Andenken an die einmütige, siegreiche Erhebung des deutschen 
Volkes und die Wiederanfrichtnng des Deutschen Reiches 1870—71." 
Treten wir, wenn wir uns an dem Denkmal, das in seiner vollendeten 
Schöne auch ein Denkmal deutscher Bildnerkunst ist, sattgesehen, zur obersten 
vorderen Brüstung und betrachten das Land, über das Frau Germania 
hütend und herrschend hinausschaut! Unmittelbar zu unsern Füßen fällt 
der weinberühmte Rüdesheimer Berg ziernlich steil zum Rhein ab. Die 
üppigsten Rebengehänge umkränzen das Ufer unseres mächtigen Stromes. 
Links unter uns Rüdesheim mit seinen altersgrauen Burgen und Türmen; 
dann breitet sich hinüber gen Bingen das mächtige Becken aus, in dem der 
Rhein seine Wellen beruhigend sammelt, bevor er sich am Müuseturm vorbei 
in die engen Pforten des Schiefergebirges und durch die Strudel des Binger 
Lochs drängt. 
Es war am 28. September 1888, als in Gegenwart des greisen 
Kaisers, seiner fürstlichen Freunde und Genossen, vor allem des deutschen 
Kronprinzen und des Feldmarschalls Moltke, der Minister und hohen Be¬ 
amten, die das Werk gefördert, des Meisters Schilling und seiner Genossen, 
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