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54. Die Steinkohlen.
54. Die Steinkohlen.
ctflor vielen Tausenden von Jahren hat eine gewaltige Umgestaltung der
^ Erdoberfläche stattgefunden, als deren Vermächtnis die Steinkohlen auf
uns gekommen sind. Wir sind die glücklichen Erben dieser unermeßlichen Hinter-
5 lassenschaft, obgleich eine ungeheuer lange Zeit verging, ehe der Mensch auf
die Erde kam, um diese beglückende Erbschaft anzutreten.
Wem fällt bei dem Gedanken an die Steinkohlen nicht die ungeheure
Industrie Großbritanniens, Belgiens und auch Deutschlands ein? Wer denkt
dabei nicht an die Eisenbahnen? Ties unten in der Erde liegt in vieltausend-
10 jährigem Schlummer der mächtige Zauberer, der jetzt überall dem Menschen
hilfreich beispringt, um ihm seine Erze zu schmelzen, seine Hochöfen zu heizen,
seine Eisenhämmer zu heben, seine Millionen Spindeln, seine Webstühlc
zu drehen, seine Reisen zu Wasser und zu Lande abzukürzen. Was wäre
Großbritannien ohne seine unerschöpflichen Steinkohlenvorräte? Die un-
15 ermeßliche Ausbeute edler Metalle, die Spanien aus der Neuen Welt heim¬
schleppte, versenkte dieses reiche Land in Faulheit und Sitteulosigkeit und
Unwissenheit. Großbritannien wurde groß durch seine Steinkohlen.
Erst in der Neuzeit hat der Mensch die Benutzung der Steinkohlen im
großen gelernt. Die alten Römer scheinen sie noch nicht gekannt zu haben.
20 Ja, als Äneas Sylvius, der Geheimschreiber Kaiser Friedrichs III., um die
Mitte des 15. Jahrhunderts nach Schottland kam, staunte er, daß man den
Armen schwarze Steine als Almosen gab.
Aber ist denn nicht zu befürchten, daß die Steinkohlengruben einst er¬
schöpft sein werden? Glücklicherweise ist zu dieser Besorgnis kein Grund vor-
25 Handen. Man hat schon oftmals Wahrscheinlichkeitsrechnungen darüber auf¬
gestellt. Dabei hat sich unter anderem ergeben, daß die Gruben von Newcastle
wenigstens noch tausend Jahre lang ihren jetzigen Ertrag geben werden.
Gewiß werden aber auch noch immer mehr Steinkohlenlager entdeckt und aus¬
gebeutet werden.
30 Die Steinkohlen — die schwarzen Diamanten der Erde — sind cs
wohl wert, daß nach ihrem Wie, Wann und Woher gefragt wird.
Nach ihrer äußeren Beschaffenheit unterscheidet mau folgende Arten:
Die Kännelkohle, die Schiefer- oder Blätterkohle, die Rußkohle und die
mineralische Holzkohle oder Faserkohle.
35 Wie und wo findet sich nun die Steinkohle? Die Tiefe, aus der mau
die Steinkohle hervorholt, muß man sich nicht sehr bedeutend denken, wenn
es auch Schächte gibt, in denen man die höchsten Kirchtürme mehrmals über¬
einander stellen könnte.