27. Einkehr. 28. Seht die Lilien. 29. Sprichwörter.
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27. **Einkehr.
1. Sei einem Wirte wundermild,
da war ich jüngst zu Gaste;
ein gotdner Apfel war fein Schild
an einem langen Aste.
2. Es war der gute Apfelbaum,
bei dem ich eingekehret;
mit füster Nost und frifchem Schaum
hat er mich wohl genähret.
3. Es kamen in fein grünes Haus
viel leichtbeschwingte Gäste;
sie fprangen frei und hielten Schmaus
und fangen auf das beste.
4. Sch fand ein Belt zu füster Nuh
auf weichen, grünen Matten;
der Wirt, er deckte felöst mich zu
mit feinem Kühlen Schatten.
5. Nun fragt' ich nach der Schuldigkeit;
da fchüttelt er den Wipfel.
Gefegnet fei er allezeit
von der Wurzel bis zum Gipfel!
28. **Seht die Lilien.
1. D« fchöne Lilie auf dem Leid,
Wer hat in solcher Pracht
dich vor die Äugen mir gestellt,
wer dich so schön gemacht?
8. Wie trägst du ein so weißes kleid,
mit goldnem Staub besät,
daß Salomonis Herrlichkeit
vor deiner nicht besteht!
3. Gott hob dich aus der Erde Grund,
hat liebend auf dich acht;
er sendet dir in stiller Stund'
ein Eng'tcin bei der Pacht.
4. Ls wäscht dein kleid mit Tau so rein
und trocknct's in dem Wind
und bleichet es im Sonnenschein
und schmückt sein Dlumenkind.
5. Du schöne Lilie auf dem Feld,
in aller deiner Pracht
bist du ;um Vorbild mir gestellt,
;um Lehrer mir gemacht.
6. Du schöne Lilie auf dem Feld,
du kennst den rechten ürauch,
du denkst: Der hohe Herr der Welt
versorgt sein Slümlcin auch.
Lpitta.
29. 8prLoLwört6r.
Hs ist umsonst da» Feld bestellt, wenn keine Sonne dazu
scheinet. — Es hilft nicht, in einen kalten Ofen blasen. — Ein
alter Baum läßt sich nicht mehr versetzen. — Wenn der Baum
verdorret ist, hilft das Pfropfen nicht. — Kein Irrtum ist so
groß, der nicht seine Zuhörer findet. — Auswendiglernen und
Inwendiglernen ist ein sehr verschiedenes Lernen.