Full text: [Abteilung 5 = Für Ober-Tertia, [Schülerband]] (Abteilung 5 = Für Ober-Tertia, [Schülerband])

Weck. von Eichendorff. Uhland. Groth. Lenau. 309 
5. Umsonst, das ist nun einmal so, Der lust'ge Frühling merkt es gleich, 
Kein Dichter reist inkognito, Der König ist in seinem Reich. 
132. Die sanften Tage. 
Von Ludwig Uhland. 
1. Ich bin so hold den sanften Tagen, 
Wann in der ersten Frühlingszeit 
Der Himmel, bläulich aufgeschlagen, 
Zur Erde Glanz und Wärme streut, 
Die Thäler noch vom Eise grauen, 
Der Hügel schon sich sonnig hebt, 
Die Mädchen sich ins Freie trauen, 
Der Kinder Spiel sich neu belebt. 
2. Dann steh'ich auf dem Berge droben 
Und seh' es alles, still erfreut, 
Die Brust von leisem Drang gehoben, 
Der noch zum Wunsche nicht gedeiht. 
Ich bin ein Kind und mit dem Spiele 
Der heiteren Natur vergnügt, 
In ihre ruhigen Gefühle 
Ist ganz die Seele eingewiegt. 
3. Ich bin so hold den sanften Tagen, 
Wann ihrer mild besonnten Flur 
Gerührte Greise Abschied sagen; 
Dann ist die Feier der Natur. 
Sie prangt nicht mehrmit Blüt'und Fülle, 
All' ihre regen Kräfte ruhn, 
Sie sammelt sich in süße Stille, 
In ihre Tiefen schaut sie nun. 
4. Die Seele, jüngst so hoch getragen, 
Sie senket ihren stolzen Flug, 
Sie lernt ein friedliches Entsagen, 
Erinnerung ist ihr genug. 
Da ist mir wohl im sanften Schweigen, 
Das die Natur der Seele gab; 
Es ist mir so, als dürft' ich steigen 
Hinunter in mein- stilles Grab. 
133. Äbendgang. 
Von Klaus Groth. 
1. De grüne Wisch, der smalle Weg — ! 2. Dar spegelt sick de Abendsünn, 
Wer much dar wull ni gan? De winkt mi ute Feern! 
Nan Garn dar führt en nüdli Steg, Un och! twee Ogen sünd dar binn', 
Dat Hus süht aewer de Rosen weg— i Dar spegelt sick min Hart darin — 
Wer much dar wul ni Wahn'? Wer gung dar denn ni geern? 
134. Reisedlätter. 
Von Nikolaus Lenau. 
a) Die 
1. Des Berges Gipfel war erschwungen, 
Der trotzig in die Tiefe schaut; 
Natur, von deinem Reiz durchdrungen, 
Wie schlug mein Herz so frei, so laut! 
2. Behaglich streckte dort das Land sich 
In Ebnen aus, weit, endlos weit, 
Mit Türmen, Wald und Flur, und wand 
sich 
Der Ströme Zier ums bunte Kleid. 
Ferne. 
3. Hier stieg es plötzlich und entschlossen 
Empor, stets kühner himmelan, 
Mit Eis und Schnee das Haupt um¬ 
gossen, 
Vertrat den Wolken ihre Bahn. 
4. Bald hing mein Auge freudetrunken 
Hier an den Felsen, schroff und wild; 
Bald war die Seele still versunken 
Dort in der Ferne Nütselbild. 
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