Full text: [Teil 4, [Schülerband]] (Teil 4, [Schülerband])

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unzählige Sterne sichtbar, unter ihnen viele, welche auf der Erde nur 
das Fernrohr den Blicken zugänglich macht. Sie erglänzen in einer un- 
gemein strahlenden, aber dabei ruhigen Pracht. Einen wundervollen 
Anblick muß — immer angenommen, daß ein menschliches Auge vom 
Monde in den Weltraum schaute — die Erde von diesem aus gewähren. 
Nur die eine Seite der Mondkugel kann sich freilich dessen erfreuen, die 
andere Hälfte empfängt niemals das Licht unserer Erde, wie sie dieser 
auch niemals das Sonnenlicht zuwerfen kann, in welchem sie während 
ihres langen Tages erglänzt. Für den Beobachter auf dem Monde steht 
die Erde fast stets an derselben Stelle des Himmels, er sieht sie nicht 
aufgehen, sich am Himmel hiubewegcn und endlich untergehen: nur wenn 
er seinen Standpunkt auf dem Monde verändert, erblickt er auch sie an 
einer anderen Stelle des Firniamentes. Könnten wir uns etwa in die 
Mitte der uns zugewandten Mondoberfläche versetzen, so würden wir mit 
unseren menschlichen Augen um die Mitte der mehr als vierzehntägigen 
Mondennacht die Erde als eine prachtvoll erleuchtete kreisrunde Scheibe 
hoch am Scheitelpunkt schweben sehen. Dreizehnmal großer, als uns 
Erdbewohnern der Vollmond, erscheint die leuchtende Vollerde, an Größe 
etwa einem umfangreichen Wagenrade gleich. Sie zeigt aufs deutlichste 
die Heller glänzenden Gebiete der Festländer mit ihren besonders stark 
leuchtenden Gebirgsketten und die dunkleren Meeresflächen. Indem die 
Erde sich um ihre Achse dreht, ziehen die wechselnden Gestalten ihrer 
Oberfläche vor den Augen des Beobachters vorüber. Von Tag zu Tag 
nimmt das Licht der Erde in derselben Weise ab wie bei uns das Licht 
des Vollmondes. Wenn die Sonne sieben Tage nach Mitternacht wieder 
aufgeht, ist die schöne Erdenscheibe noch halbvoll. Immer mehr nimmt 
ihre Beleuchtung ab, bis sie gerade dann, wenn die Sonne in der 
Mittagsstunde am höchsten steht, als Neuerde unsichtbar wird. Nach 
abermals sieben Tagen, wo die Sonne untergeht, ist der Erdkreis wieder 
zur Hälfte beleuchtet. So ist dort, in der Mitte der uns zugewandten 
Mondfläche, das Licht der Erde in einem herrlich abwechselnden Ver¬ 
hältnis mit dem Licht der Sonne; es ist gerade dann am mächtigsten 
und stärksten, wenn die Sonne um Mitternacht an: weitesten vom Hori¬ 
zont entfernt ist, und am schwächsten dann, wenn die hoch am Himmel 
strahlende Sonne es völlig entbehrlich macht. Und wie herrlich muß 
der Glanz sein, den die Erde, zumal wenn diese voll ist, auf die 
welligen Gefilde des Mondes wirft! Und dieses von der Vollerde dem 
Monde zugesandte Licht läßt sich nicht selten auf der Erde deutlich wahr- 
nehmen. Wenn einige Tage nach dem Neumonde die schmale Sichel 
wieder sichtbar wird, erblicken wir neben derselben die Nachtseite des 
Mondes mit einem schwachen Schimmer übergössen, so daß die volle 
Scheibe sich deutlich gegen den dunklen Himmel abhebt. Es ist das den 
Mond bescheinende Erdenlicht, welches wir hier wahrnehmen. So hat 
der Mond den Widerschein des Glanzes empfangen, mit dem die Sonne 
unsere Erde bestrahlt, und giebt uns dieses Licht, wenn auch nur schwach 
und aschfarben, wieder zurück. 
Mitunter geschieht es, daß der Mond auf seiner nächtlichen Wande¬ 
rung am Himmel über Sterne hingleitet und diese so unseren Blicke»
	        
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