Full text: Für Quarta, Tertia und Sekunda (Teil 2, [Schülerband])

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von allen, so schnell alltäglich, dais nur selten ein Chronist seiner 
erwähnt. Die Turmuhren werden allmählich eingeführt. Bis dahin 
hat nur das Geläut die neun Tageszeiten der Kirche gemeldet 
und daneben das Horn oder die Trompete der Türmer. Die Sonnen- 
uhr und vielleicht eine grosse Sanduhr am Rathause haben den 
Verlauf der Stunden von 1 bis 24 gewiesen, in die nach römischem 
Brauch Tag und Nacht geteilt war. Im vierzehnten Jahrhundert 
war die Kunst der Turmuhren bereits erfunden, sie scheint in 
Deutschland sich nur langsam verbreitet zu haben, wir erfahren 
in dieser Zeit kaum, wann die Uhr zuerst in einer Stadt geschla¬ 
gen hat. Aber seit dieses Zifferblatt weist, zählen die Bürger 
nach 12 Stunden wie wir und gewöhnen sich bei Berichten über 
Erlebtes, die Tageszeit in Stunden anzugeben. 
5. Der Markt und das Handwerk, Handel und Wandel. 
Die Stadt hat ihren Markttag, am Rathause ist die rote Fahne 
ausgesteckt, so lang sie hängt, haben die fremden Verkäufer das 
Marktrecht. Zu allen Thoren ziehen die Landleute der Umgegend 
herein, auch die Landbäcker und Metzger, welche heute an be¬ 
sonderen Plätzen feil halten dürfen. Auf Ständen, Tischen, in 
Krambuden und den Stadtbänken sind die Waren ausgelegt, da® 
kleine Handwerk der Stadt zeigt heut im Gewühl der Fremden 
und Einheimischen, was der Fleiss des Bürgers in der Woche ge¬ 
schaffen hat. Jeder ältere Handwerksmann wusste damals, dass 
sein Handwerk seit Menschengedenken grosse Veränderungen er¬ 
fahren hatte, das Leben hatte sich geändert, neue Handwerke 
waren entstanden, unaufhörlich wechselte die Mode. Aus dem 
Handwerk der Eisenschmiede waren wohl zwölf jüngere gekommen? 
vom Sarwürker, der die Kettenpanzer verfertigte, bis zum Nestel- 
macher. Die Riemer, Sattler und Beutler hatten sich getrennt? 
und die Beutler verfertigten Handschuhe und zierliche Ledertaschen 
für die Frauen und parfümierten sie mit Ambra; die Glaser, sonst 
geringe Werkleute, waren hoch heraufgekommen, sie verstanden 
durchsichtiges Glas in den schönsten Farben zu verfertigen, sie 
setzten diese Farben kunstvoll in Blei zu Bildern zusammen, malten 
Gesichter und Haare, schattierten die Gewänder mit dunkler Farbe 
und schliffen helle Stellen aus. Die Schneider, eine sehr wichtige 
und ansehnliche Innung, waren zumeist durch die Mode geplagt; 
schon damals war Klage, dais ein Meister, der im vorigen Jahn
	        
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