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Dort auf den Rathausfenstern, in Farben bunt und klar,
Stellt jeden Ritters Name und Wappenschild sich dar.
20. Als nun von seinen Wunden Graf Ulrich ausgeheilt,
Da reitet er nach Stuttgart, er hat nicht sehr geeilt;
Er trifft den alten Vater allein am Mittagsmahl,
Ein frostiger Willkommen, kein Wort ertönt im Saal.
21. Dem Vater gegenüber sitzt Ulrich an den Tisch;
Er schlägt die Augen nieder, man bringt ihm Wein und Fisch;
Da fasst der Greis ein Messer und spricht kein Wort dabei
Und schneidet zwischen beiden das Tafeltuch entzwei.
IV. Die Döffinger Schlacht.
1. Am Ruheplatz der Toten, da pflegt es still zu sein,
Man hört nur leises Beten bei Kreuz und Leichenstein;
Zu Döffingen war’s anders, dort scholl den ganzen Tag
Der feste Kirchhof wider von Kampfruf, Stofs und Schlag.
2. Die Städter sind gekommen, der Bauer hat sein Gut
Zum festen Ort geflüchtet und hält’s in tapfrer Hut;
Mit Spiels und Karst und Sense treibt er den Angriff ab,
Wer tot zu Boden sinket, hat hier nicht weit ins Grab.
3. Graf Eberhard der Greiner vernahm der Seinen Not,
Schon kommt er angezogen mit starkem Aufgebot,
Schon ist um ihn versammelt der besten Ritter Kern,
Vom edlen Löwenbunde die Grafen und die Herrn.
4. Da kommt ein reis’ger Bote vom Wolf von Wunnenstein:
»Mein Herr mit seinem Banner will euch zu Dienste sein.“
Der stolze Graf entgegnet: „Ich hab sein nicht begehrt,
Er hat umsonst die Münze, die ich ihm einst verehrt.“
5. Bald sieht Herr Ulrich drüben der Städter Scharen stehn,
Von Reutlingen, von Augsburg, von Ulm die Banner wehn,
Da brennt ihn seine Narbe, da gährt der alte Groll:
»Ich weiss, ihr Übermüt’gen, wovon der Kamm euch schwoll.“
6. Er sprengt zu seinem Vater: „Heut zahl' ich alte Schuld,
Will'8 Gott, erwerb' ich wieder die väterliche Huld.
Nicht darf ich mit dir speisen auf einem Tuch, du Held!
Doch darf ich mit dir schlagen auf einem blut’gen Feld.“
7. Sie steigen von den Gäulen, die Herrn vom Löwenbund,
Sie stürzen auf die Feinde, thun sich als Löwen kund.