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Auf der Jagd ging sein Pferd mit ihm durch und rannte so gewaltig
gegen eine Buche, dag es den Augenblick tot hinfiel und dem Reiter an dem
Baume das Gehirn in tausend Stücke zerstob. Und das ist nun seine
Strafe nach dem Tode, daß er anch noch im Grabe keine Ruhe hat, son¬
dern die ganze Nacht umherschweifen nnd wie ein wildes Ungeheuer jagen
muß. Dies geschieht jede Nacht, Winter wie Sommer, von Mitternacht
bis eine Stunde vor Sonnenaufgang, und dann hören die Leute ihn oft
„Wod! Wod! Hoho! Halloh! Halloh!" schreien: davon wird er selbst an
manchen Orten der Wode genannt.
Der Wode sieht fürchterlich aus, und fürchterlich ist auch sein Aufzug
And Gefolge. Sein Pferd ist ein schneeweißer Schimmel oder ein feuer¬
flammiges Roß, aus dessen brausenden Nüstern Funken sprühen. Darauf
sitzt er, ein langer hagerer Mann in eiserner Rüstung/ Zorn und Grimm
funkeln seine Augen, und Feuer fliegt aus seinem Angesicht,- sein Leib ist
Aorübergebeugt, weil es immer im hallenden, sausenden Galopp geht/ seine
Rechte schwingt eine lange Peitsche, mit welcher er knallt und sein Wild
aufjagt oder auch auf das verfolgte haut. Wütende Hunde ohne Zahl
Amschwärmen ihn und machen ein fürchterliches Getöse und Geheul/ er
aber ruft von Zeit zu Zeit: „Wod! Wod! Halloh! Halloh! Halt den
Mittelweg! Halt den Mittelweg!" Seine Fahrt geht meistens durch wilde
Wälder und öde Heiden, nnd in der Mitte der ordentlichen Straßen und
Wege darf er nicht reiten. Trifft er zufällig auf einen Kreuzweg, so stürzt
er niit Pferd nnd Mann und Maus fürchterlich über Kopf und rafft sich
weit jenseits erst wieder auf/ doch auch die, welche er jagt, dürfen diesem
Kreuzwege nicht zu nahe kommen. Und was für Wildbret jagt er? Unter
den Tieren alles diebische und räuberische Gesindel, welches zur Nachtzeit
auf Mord und Beute schleicht, Wölfe, Füchse, Luchse, Katzen, Marder,
Iltisse, Ratten und Mäuse und von Menschen Mörder, Diebe, Räuber,
Hexen und Hexenmeister nnd alles, was von dunkeln und nächtlichen
Künsten lebt. So muß dieser Bösewicht, der im Leben so viel Unglück
anrichtete, es gewissermaßen im Tode wieder gut machen. Er hält,
was die Leute sagen, die Straße rein/ denn wehe dem, welchen er bei
nächtlicher Weile auf verbotenen Schleichwegen oder im Felde und Walde
antrifft, und der nicht ein gutes Gewissen hat! Wie mancher muß wohl
zittern, wenn er sein „Hoho! Halloh! Halt den Mittelweg! Halt den
Mittelweg!" hört! Denn gewöhnlich jagt er, was er vor seine Peitsche
uimmt, so lange, bis es die Zunge aus dem Halse streckt und tot hinfällt.