Full text: [2 = Ober-Tertia, [Schülerband]] (2 = Ober-Tertia, [Schülerband])

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wie Saßnitz, werden fast täglich von besonderen kleinen Schiffen (sogenannten 
Galeassen) der Ausfuhr halber besucht. Auch die unzähligen, oft sehr sonder¬ 
bar gestalteten Feuersteinknollen, die bei Gewinnung der Kreide beiseite 
geworfen werden, finden ihre Verwertung in Glas- und Porzellanfabriken, 
während die kleineren durchlöcherten Knollen als Senksteine zur Beschwerung 
der Fischnetze dienen. So hat dieses eigentümliche Material im Laufe der 
Zeit eine recht charakteristische Reihe von Verwendungen gefunden, als Beil, 
Meißel, Hammer, Streitaxt oder Opfermeffer der sogenannten Steinzeit, als 
Flintenstein und gewöhnlicher Feuerstein im Zunderkasten, als Senkblei für 
Fischnetze und endlich als Kieselerde in chemischen Fabriken. 
Zu den ursprünglichen Haupterwerbsquellen des Feldbaues und der 
Fischerei ist in neuerer Zeit noch ganz besonders auch die Beherbergung 
und Beförderung der zahlreichen Vergnügungsreisenden und Sommergäste 
hinzugekommen. Wo nur einigermaßen die Örtlichkeit dafür geeignet war, 
hat man an den Küsten Badeanstalten angelegt, die sich auch schon seit einer 
Reihe von Jahren eines starken Besuches erfreuen, obwohl die Ostsee nur 
einen verhältnismäßig geringen Salzgehalt hat und kaum Ebbe und Flut 
zeigt. Der dicht am Steilufer besonders günstig zwischen Wald und See 
gelegene und deshalb besuchteste unter den rügenschen Badeorten ist Saßnitz, 
das wie das anstoßende Crampas seit einem Menschenalter aus einem un¬ 
scheinbaren Fischerdorfe sich zu einem reizenden, gern aufgesuchten Kurorte 
entwickelt hat, mit stattlichen Gasthöfen, herrlichen Villen und freundlichen 
Wohnhäusern. 
Was ist es nun, das in unsern Tagen, wo die Eisenbahnen schnell 
und leicht die Wanderlustigen genußreicheren Gegenden zuführen können, die 
Insel Rügen für so viele deutsche Ohren einen eigentümlich zauberischen 
Klang gewinnen läßt und jährlich Tausende von Reisenden an ihre Gestade 
lockt? Es ist die Wahrnehmung einer frei und ursprünglich schaffenden 
Natur und einer bestimmten Volkseigenart, die hier den Fremden entgegen¬ 
tritt. Auch die, welche in der Ferne bereits den Anblick schöner Gegenden 
und eines eigenartigen Volkslebens genossen haben, werden hier noch Über¬ 
raschung und Freude empfinden. Die inneren Gebiete der Insel bieten eine 
Fülle herrlichster Eindrücke: üppige Staaten, liebliche Wiesengründe, duftige 
Haine und prächtige Buchenwälder, den ganzen Reichtum einer frischen und 
fröhlichen Pflanzenwelt in bunter Abwechselung. Dazwischen liegen geschmack¬ 
volle und heitere Schlösser, Gehöfte, Jagd- und Forsthäuser in behaglicher 
und friedlicher Ruhe zerstreut umher. Der Park von Putbus darf als eine 
der schönsten Schöpfungen der Gartenkunst bezeichnet werden, bezaubernd 
durch das scheinbar regellose und doch so harmonische Durcheinander der 
verschiedensten Baumcharaktere. Eine erfrischende Luft, vermischt mit dem Duft 
der Lindenblüten, durchzieht diese prachtvollen Alleen und Gehölze, und selbst
	        
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