348
Ardennentochter lernte Qual und Not
Des Menschendaseins kennen, und sie schlich
Verzagt und scheu zur alten Maas, die Mär
60 Von grimmer Heldenarbeit zu erzählen.
Noch einen Stoß, und mit der ganzen Kraft,
Versuchte Ducrot in das Herz des Feindes.
Da schwebte die Entscheidung auf der Schärfe
Des Messers; aber ruhig, kühl, besonnen
In Sturmes Mitten stand der Sachsen Kern,
Umschwärmt von Feindesmassen, mörderisch
Umschwirrt von Kugeln stand er, und es lagen
Gemächlich die Geschütze da wie Löwen,
Und jedes Voll- und jedes Sprenggeschoß
70 Zerfetzte, wo es galt, die welsche Kraft.
Sie brach zusammen: ob der tollen Wut
Gewann der fest entschloss'ne Mut den Sieg.
Die Sachsen stürmten wieder; übermächtig
Gewannen sie das Tal; der müde Feind
Ward in des Baches trübe Flut gedrängt,
Und was in seinen Wassern nicht ertrank,
Klomm waffenlos, gehetzten Gemsen gleich,
Die steilen Höhn hinan. Die Welschen fanden
Im eignen Lande hier die zweite Katzbach.
80 Mit stolzem Blick, von Freude hoch gerötet,
Sah auf der Seinen unvergleichlich Werk
Prinz Albert; binnen wenigen Morgenstunden
War ihm ein echter Lorbeer aufgeblüht.
Rasch sprengt' er längs den Höhen — unterwegs
Die Leichen alle, die Verstümmelten,
Sie zeugten furchtbar von des Kampfes Graus,
Dem aber nachzudenken, war die Stunde
Noch nicht gekommen — weiter! immer weiter! —
Doch halt, inmitten dieser Todesschauer
90 Welch innig Bild! Andächtig, schweigend stehn
Um eine Jünglingsleiche Kameraden;
Im blassen Angesicht des Toten lebt
Noch Glück und Friede, während auf der Brust
Die Schlachtenrose blüht; die starre Hand
Hält fest ein Bildchen, drauf der letzte Blick
Noch ruhet; vom Tornister aufgestützt,