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als Knabe zu seinem künftigen Nachfolger bestimmt ward, und Jda, des
Herzogs Konrad Gemahlin.
Den Thron von Italien, welches seit lange der Schauplatz ver¬
wirrter und grausamer Kämpfe um die Herrschaft war, besaß zu dieser
Zeit König Lothar, ein Sohn Hugo's von Provence, der jedoch von
seiner Würde wenig mehr als den königlichen Namen zu eigen nennen
durfte, da Berengar, Markgraf von Jvrea, ein Enkel des früher er¬
wähnten Berengar, durch Tapferkeit und List die königliche Macht ge¬
waltsam an sich riß. Hart bedrängt von diesem Feinde, starb Lothar in
der Blüthe der Jahre. Er hinterließ eine junge Wittwe, die schöne
Adelheid von Burgund, welche Berengar zwingen wollte, seinem
Sohne, dem häßlichen und verdorbenen Adelbert, ihre Hand zu geben.
Nach rohen Mißhandlungen, die sie im Gefängniß von Berengar's Ge
mahlin Wila zu erdulden hatte, wurde Adelheid mit einer einzigen
Magd in einen Thurm am Gardasee gefangen gesetzt. Ihr treuer
Burgkaplan Martin befreite sie aus viermonatlicher Haft und brachte
sie nach einer abenteuerlichen, gefährlichen Flucht, auf welcher die junge
Königin, in Höhlen und Kornfeldern versteckt, den Verfolgungen ihrer
Feinde glücklich entging, auf dem hohen, unzugänglichen Felsenschlosse
Canossa in Sicherheit, wo ihr Vetter Adelbert Azzo, Markgraf von Este,
wohnte, der sie gastfreundlich aufnahm und sie gegen Berengar, der
ihre Auslieferung forderte, schützte. Das wunderbare Schicksal der rei¬
fenden, unglücklichen Fürstin ward der Gegenstand der lebhaftesten Theil¬
nahme auch in Deutschland. Otto's stolzer Sinn ward heftig bewegt
bei dem Gedanken, daß dies der rechte Moment sein könnte, die Ideen
seines Lebens zu verwirklichen: seine Herrschaft mit dem langersehnten
Besitz Italiens und mit der Kaiserwürde Karl's des Großen zu krönen.
Es war dies der Moment, in welchem sich vor dem deutschen Fürsten
eine neue Lebensbahn aufthat, glänzend über alte Begriffe, glückverhei
ßend und doch auch wieder eine Quelle unsäglichen Kummers in sich
schließend Anverwandten, vor Allem Ludolf, Otto's ältester
Sohn und Konrad von Franken, der Schwiegersohn des Kaisers, waren
mit dem römischen Zuge und mit der in Aussicht stehenden Vermählung
mit Adelheid nicht zufrieden. Wer weiß, welche Gedanken den jungen
feurigen Königssohn sonst noch trieben — er eilte, gegen den Willen
des Vaters, mit einer kleinen deutschen Heerschaar voraus über die
Alpen • aber das Glück lächelte ihm nicht, der gehoffte Zuzug blieb aus,
und die Städte verschlossen ihre Mauern. Erst als der Kaiser mit sei¬
nem Heere in Italien einrückte, da öffneten die Burgen und Städte ihm
freiwillig ihre Thore. Adelheid ward befreit und mit königlichem Glanze
von Otto in Pavia empfangen, der mit ihrer Hand das Anrecht aus
Italien empfing, dessen Besitz er nun freilich erst erobern sollte. Leicht
war der Sieg über Berengar, aber Rom verschloß dem deutschen König