Full text: [Teil 5 = Obertertia, [Schülerband]] (Teil 5 = Obertertia, [Schülerband])

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durch die Hauptstraßen zu dem Tempel der stadthütenden Gottheit führte; 
dieser wurde das Opfer des Dankes dargebracht, und der schönste Schmuck 
des Tages war das Lied eines gefeierten Zängers, welches den Zug be¬ 
gleitete oder beim Mahle gesungen wurde. 
Das war den Griechen Olympia. Darum saßen sie hier in heiterer 
Feststimmung, während Leonidas an den Grenzen ihres Landes den Opfer- 
tod starb; denn sie fühlten beim Rnblick ihrer olympischen Spiele die freu¬ 
digste Liegeshoffnung; von Olympia zogen sie nach Salamis und platää. 
Ernst Lurtius. (Rliertnm und Gegenwart.) 
20. Var Kriegswesen der Römer. 
Die römische Kriegsverfassung, auf deren Vorzüglichkeit man schon 
daraus schließen kann, daß das Volk mit einem angeborenen Talent zum 
Kriege eine fast ununterbrochene Übung desselben verband, hing genau 
mit der Entwicklung der Ztaatsverfassung zusammen. In der Zeit der Re¬ 
publik war das Heer, vor allem sein Kern, die Legion, ein echtes Bürger¬ 
heer; der Zold war allerdings seit dem Kriege des Tamillus gegen veji 
eingeführt/) trotzdem kannte man die stehenden Heere im neueren Zinne 
vor dem Beginne der Kaiserherrschaft noch nicht, vielmehr wurden 
jährlich aus der Bürgerschaft regelmäßig vier neue Legionen ausgehoben 
über deren Zusammenbleiben und Dienst im Felde die Lage der Verhältnisse 
entschied; ebenso hing es von den Umständen ab, wieviel Legionen über¬ 
haupt unter den Massen zu stehen hatten; erst die Erwerbung der zahl¬ 
reichen Provinzen machte allmählich die ständige Erhaltung zahlreicher 
Legionen dauernd nötig. Die Dienstpflicht des Römers währte vom sieb¬ 
zehnten bis zum fünfundvierzigsten Lebensjahre; er war als Legionär zu 
sechzehn, ja zwanzig Dienstjahren oder Feldzügen verpflichtet, als Reiter 
zu zehn. Der höhere Militärstand, ein Gffizierkorps im heutigen Zinne, 
entwickelte sich erst seit Einrichtung der stehenden Grenzlegionen in der 
Kaiserzeit. Die Rushebung der Bürger nach Zensus-, d.h. Zteuerklassen, 
hatte man schon seit Marius aufgegeben; infolgedessen waren die Besitz¬ 
losen (Proletarier) in Masse in die Legionen gedrungen, und damit war 
Geist und Zusammensetzung des Heeres völlig verändert worden. 
vor der Erfindung des Zchießpulvers und dessen Gebrauch im Kriege, 
also im ganzen Rltertum und im früheren Mittelalter kam es wesentlich 
auf die persönliche Tapferkeit der einzelnen Streiter an, und bei der Be¬ 
lagerung fester Stäbte mußte man durch künstliche Maschinen und vielfache 
Zusammensetzung einzelner Kräfte das bewirken, was die fürchterliche wir- 
1) vgl. im (yuintateil 5. 176ff.: Die Gallier in Rom. Camillus. — Über die 
Legion vgl. die folgende Zeile.
	        
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