158
Ist die Luft völlig mit Wasserdampf gesättigt und zugleich warm,
so empfinden wir eine lästige Schwüle, denn unsere Hautoberfläche gibt
dann nicht so viel Wasser ab, wie e§ zu unserem Wohlbefinden erforder¬
lich ist. Die Verdunstung von Wasser aus unserem Körper ist nämlich
sehr beträchtlich» und beträgt täglich, selbst ohne stärkere Brbeit, etwa
900 g, also beinahe ein Liter Wasser, wovon 300 g auf die mit Wasser-
dampf gesättigte, von den Lungen ausgeatmete Luft, 600 g auf die Ver¬
dunstung von der Hautoberfläche entfallen. Zur gewöhnlich spüren wir
nichts von dieser starken Wasserdampfabgabe, und der Verdunstungsvor¬
gang kommt uns erst zum Bewußtsein, wenn er aus irgendwelchen äußeren
Gründen eine Hemmung erfährt, z.B. in Bäumen, die von Menschen über¬
füllt und daher wasserdampfgesättigt sind, oder in der feuchtwarmen Luft
eines Gewächshauses, oder wenn wir uns bei Körperbewegung mit einem
luft- und wasserdichten Gummimantel zu bekleiden versuchen. Lin solches
Bekleidungsstück wird uns bald so unangenehm, daß wir uns lieber vom
Begen durchnässen lassen, als bei eigener körperlicher Bnftrengung uns
mit solch luftdichter hülle umkleiden. Die wasserdicht imprägnierten Woll¬
stoffe sind daher ein wesentlicher Fortschritt, weil durch diese die Wasser¬
dampfabgabe vom Körper nicht gehemmt wird. Dagegen sind Gummimäntel
nur hier und da zweckmäßig, z.B.für Kutscher, welche sich nicht selbst zu be¬
wegen brauchen und deshalb weniger wasserdampf von ihrer Körper-
oberfläche abgeben.
Mangel an wasserdampf, also Trockenheit der Luft, wird in der
Begel angenehm empfunden, so z.B. in heißen Klimaten, wo durch die
gesteigerte Wasserverdunstung Bbkühlung erzeugt und die Hitze erträglicher
wird. Der kalifornische Sommer mit seinen äußerst hohen Hitzegraden läßt
sich wegen der gleichzeitigen hohen Trockenheit der Luft verhältnismäßig
leicht ertragen. Ebenso empfinden wir bei Bergpartien an klaren Sonnen¬
tagen die dann meist trockene Höhenluft sehr wohltuend.
Die Luftfeuchtigkeit besitzt also in verschiedener Weise Einfluß auf
unser Befinden, und so ist es von Interesse, diese genau messen zu können,
hierzu dient uns das sogenannte „Psychrometer" oder Baßkältemesser
von Bugust, das aus zwei möglichst gleich gearbeiteten Thermometern be¬
steht, von denen das eine an seiner (yuecksilberkugel mit einer hülle von
Musselin umgeben ist, die durch Eintauchen in ein kleines Wassergefäß
beständig feucht erhalten wird. Bn diesem feucht gehaltenen Thermometer
wird fortwährend Verdunstung stattfinden, sofern die Luft der betreffenden
Örtlichkeit nicht mit wasserdampf gesättigt ist, und zwar um so mehr, je
weiter die Lust von ihrem Sättigungspunkte entfernt ist. Je mehr ver¬
dunstet, um so mehr wird aber auch Wärme entzogen, und das feuchte
Thermometer muß daher in wasserdampfarmer Luft viel tiefer stehen als