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Portionen waren klein. Da niemand sonst essen konnte, hatte ich die Sülle
zur Sättigung und konnte Vorrat von Zwieback sammeln, so daß ich wirk¬
lich eine ganze große Nachtmütze voll hatte. Bald kam einer und forderte
seine Portion, dann der andere, dann der dritte, und so fort' in kurzer
Zeit war ich auf meinen eigenen kleinen Knteil gesetzt. Die Genesenden
waren durch die Krankheit und das Lasten gehörig auf die beschränkte
Portion vorbereitet, die Gesunden hingegen hatten einen sehr unange¬
nehmen junger gewonnen. Bald war mein kleiner Vorrat aufgezehrt, und
mein Magen war bei der ganzen Portion zu einem sehr unbehaglichen
Halbfasten gezwungen, hier sorgte denn zufällig die Muse für ihren
Zögling.
Ich saß auf dem Deck und las eben eine Ode horazens, als der dicke
Steuermann mich sehr unfreundlich von der Bank schleudern wollte. Ich
brummte meine Unzufriedenheit in meinem bißchen Englisch, so gut ich
konnte, und wollte mich hinunter in meinen Kasten schleichen, wo ich mich
von niemand hudeln ließ. Der Kapitän kam dazu, guckte mir in das Buch,
hieß mich sitzen bleiben und fing eine englische Unterhaltung mit mir an:
„Du liesest Latein, mein Sohn?" — „Ja, Herr!" — „Und verstehst es?"
— „Ich glaube." — „Sehr gut: das ist eine sehr gute Zerstreuung in deiner
Lage." — „Das finde ich auch, mein Herr! Cs ist in der Tat ein großer
Trost für mich." So ging es denn freundlich und teilnehmend weiter.
Cr nahm mich mit in seine Kajüte und zeigte mir seine Keisebibliothe'k,
die aus guten Engländern und einigen Klassikern bestand, und versprach
mir, wenn ich die Bücher gut halten würde, mir zuweilen eines daraus zu
leihen. Durch seine Freundschaft erhielt ich etwas mehr Freiheit auf dem
Schiffe, zumal da ich etwas Vergnügen am Seewesen zeigte, in wenigen
Tagen mir die Bezeichnung der Taue und Segel merkte und sehr flink
und sicher oben in dem Mastwerke mit herumlief. L§ war wieder das
Bedürfnis der Tätigkeit, die mir allerhand kleine Vorteile schaffte und
mich vorzüglich gesund erhielt. Da der Kapitän wohl merkte, daß die
Schiffsportion meinem Niesenhunger nicht zureichend war, ließ er mir gro߬
mütig zuweilen eine Nachtmütze voll Zwieback und Nindfleisch heimlich zu¬
kommen, welches in der Tat im eigentlichsten verstände ein sehr wohl¬
tätiges Stipendium war.
Die Kost war übrigens nicht sehr fein, so wie sie nicht sehr reichlich
war. heute Speck und Erbsen und morgen Erbsen und Speck: das war
fast die ganze Kunde. Zuweilen Grütze und Graupen und zum Schmause
Pudding, den wir aus muffigem Mehl, halb mit Seewasser, halb mit
süßem Wasser und altem Schöpsenfett machen mußten. Der Speck mochte
wohl vier oder fünf Jahre alt sein, war von beiden Seiten am Kunde
schwarzstreifig, weiter hinein gelb und hatte nur in der Mitte noch einen