Full text: [Abteilung 2 = (9. und 10. Schuljahr), [Schülerband]] (Abteilung 2 = (9. und 10. Schuljahr), [Schülerband])

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10. Detlev von Lilieneron. 
(Geboren am 3. Juni 1844 in Kiel, gestorben 22. Juli in Rahlstedt 1909.) 
352. Wer weiß wo? 
(Schlacht bei Kolin, 18. Juni 1757.) 
1. Auf Blut und Leichen, Schutt und Ein Grenadier von Bevern fand 
Qualm, Den kleinen erdbeschmutzten Band 
Auf roßzerstampften Sommerhalm Und hob ihn auf. 
Die Sonne schien. 4. Und brachte heim mit schnellem 
Es sank die Nacht. Die Schlacht ist aus, Fuß 
Und mancher kehrte nicht nach Haus Dem Vater diesen letzten Gruß, 
Einst von Kolin. Der klang nicht froh. 
2. Ein Junker auch, ein Knabe noch, Dann schrieb hinein die Zitterhand: 
Der heut das erste Pulver roch, „Kolin. Mein Sohn verscharrt im Sand. 
Er mußte dahin. Wer weiß wo?“ 
Wie hoch er auch die Fahne schwang, 5. Und der gesungen dieses Lied, 
Der Tod in seinen Arm ihn zwang, Und der es liest, im Leben zieht 
Er mußte dahin. Noch frisch und froh. 
3. Ihm nahe lag ein frommes Buch, Doch einst bin ich, und bist auch du, 
Das stets der Junker bei sich trug, Verscharrt im Sand, zur ewigen Ruh, 
Am Degenknauf. Wer weiß wo? 
K 
353. Der 
Genius. 
1. Gewitter drückt auf Sanssouci, 
Ich stand im Park und schaute 
Zum Schloß hinan, das ein Genie 
Für seine Seele baute. 
2. Und Nacht: Aus schwarzer Pracht 
ein Blitz, 
Vom Himmel jäh gesendet, 
Und oben steht der alte Fritz, 
Wo die Terrasse endet. 
3. Ein Augenblick! Grell, beinernblaß, 
Den Krüchsock schräg zur Erde, 
Verachtung steint und Menschenhaß 
Ihm Antlitz und Geberde. 
4. Einsamer König, mir ein Gott, 
Ich sah an deinem Munde 
Den herben Zug von Stolz und Spott 
Aus deiner Sterbestunde. 
5. Denselben Zug, der streng und 
hart 
Verrät die Welsgeister, 
Der aus der Totenmaske starrt 
Bei jedem großen Meister. 
1. Flatternde Fahnen 
Und frohes Gedränge. 
Fliegende Kränze 
Und Siegesgesänge. 
2. Schweigende Gräber, 
Verödung und Grauen. 
354. Siegesfest. 
Welkende Kränze, 
Verlassene Frauen. 
3. Heißes Umarmen 
Nach schmerzlichem Sehnen. 
Brechende Herzen, 
Erstorbene Tränen. 
1. Heute spaziert ich unter den Linden, 
Um Menschen zu sehn, Bekannte zu finden, 
Und treffe auch die ganze Welt, 
Alb hätte sie sich hierher bestellt. 
355. Unter den Linden. 
Mien selbst mit den gelben Söhnen 
Wandelt vergnügt zwischen märkischen 
Schönen; 
Welch ein Gemisch, bescheiden und stolz. 
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