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Und ich, an meinem Abend, wollte, 
Ich Hütte diesem Weibe gleich, 
Erfüllt, was ich erfüllen sollte 
In meinen Grenzen und Bereich; 
Ich wollt', ich hätte so gewußt 
Am Kelch des Lebens mich zu laben, 
Und könnt' am Ende gleiche Lust 
An meinem Sterbehemde haben. 
Chamifso. 
32. Die halbgefüllte Flasche. 
Geschlagen war die blut'ge Schlacht, 
Den Wahlplatz räumte Schwedens Macht, 
Die Dänen freuten sich des Sieges; 
Doch sind der Opfer viel des Krieges. 
Beisammen liegen Freund und Feind, 
Der grimme Tod hat sie vereint; 
Wer aber noch ein Glied mag rühren, 
Den wird sein wunder Nachbar spüren: 
Erbittert kämpfen zwischen Leichen 
Halbtote fort, bis sie erbleichen. 
Unter der heilen Sieger Zahl 
War auch ein alter Korporal, 
Von Ruhm bedeckt und Feindesblut, 
Doch schier verschmachtet in der Glut 
Des Tages: heiß war's hergegangen, 
Und heißer Durst hält ihn befangen; 
Die Zunge klebt ihm fest am Gaum. 
Umsonst durchspäht er rings den Raum 
Nach einem Labetrunk; da schaut 
Er neben sich und jubelt laut: 
Aus eines toten Dänen Tasche 
Blickt eine weingefüllte Flasche. 
Die hebt er durstig an den Mund 
Und öffnet schon den trocknen Schlund, 
Da hört er einen Schweden schrei'n, 
Dem eine Kugel nahm das Bein: 
„Mir her, beim Himmel, hab' Erbarmen! 
Ich sterb'!" — Ihn jammerte des Armen, 
Und gleich, der eignen Not vergessen, 
Hat er den Raum zu ihm durchmeffen, 
Reicht ihm den Trank mit milder Hand. 
Da hat der Schweb' den Feind erkannt, 
Und Grimm tritt an des Durstes Stelle. 
Undankbar schießt der Mordgeselle 
Die Flinte nach dem Korporal, 
Der sich erbarmt hat seiner Qual.
	        
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