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Grammatischer Anhang.
3.
Grundjiige der Metrik.
Aus dem Pensum der Untertertia bis Untersekunda.
Die deutsche Metrik ist accen tarierend, d. h. der Rhythmus ist auf einem
regelmäßigen Wechsel von betonten und unbetonten Silben (Hebungen
und Senkungen) begründet.
Die Versarten.
34 Die rein deutschen Verse. (Accent-Verse.)
Maßgebend für diese ist die Zahl der Hebungen, während die Senkungen
freier behandelt werden; an Stelle einer Senkung stehen vielfach zwei,
bisweilen auch drei Senkungen, oder die Senkung fehlt gänzlich.
Je nachdem ein Vers mit der Hebung oder Senkung beginnt, unterscheidet man auch
fallenden und steigenden Rhythmus.
Besonders häufig find die Verse mit vier Hebungen; gern werden sie
zu Reimpaaren verbunden.
Als noch verdünnt und | sehr ge ring,
Unser | Herr auf der j Erde | ging,
Und viele | Jünger sich | zu ihm | fanden
Vielfach wechseln auch die Verse, welche vier Hebungen haben, mit solchen,
die drei Hebungen haben.
Wer wagt cs | Rittersmann | oder | Knapp,
Zu tauchen in j diesen s Schlund?
Die altgermanifchen Verse (z. B. in der Edda) zerfielen in zwei Halbverse, deren
jeder zwei Hebungen enthielt.
Verse unter antikem Einfluß.
Die griechischen und römischen Verse wurden nach der Quantität der
Silben gemessen; in ihren deutschen Vertretern entsprechen im allgemeinen den
langen Silben betonte, den kurzen Silben unbetonte.
1. Der Trochäus ' — Am häufigsten sind die vierfüßigen und
die achtfüßigen Trochäen. Im letzten Fuß kann die unbetonte Silbe fehlen.
Preisend | mit viel | schonen | Rüden,
Ihrer Länder | Wert und | Zähl
2. Der Jambus —Besonders häufig sind die vierfüßigen und
die dreifüßigen Jamben. Der letzte Fuß kann eine überzählige unbetonte
Silbe haben.
Er stand | auf sei nes Da ches Zinnen
Im ernsten Drama ist der fünffüßige Jambus (Blankvers) der übliche Vers.