Full text: [Teil 4 = Siebentes (und achtes) Schuljahr, [Schülerband]] (Teil 4 = Siebentes (und achtes) Schuljahr, [Schülerband])

Bender: Das römische Haus. 
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Tisch; die Cisterne ist nicht mehr so notwendig, weil das Trinkwasser 
aus den öffentlichen Wasserleitungen bezogen wird. In dem auf diese 
Weise erweiterten Hause bildet die neue Anlage, die hintere Hälfte, 
das Peristpl, den abgeschlossenen, reservierten Raum. Hier wohnt 
die Herrschaft für sich und mit ihren Gästen. Das Atrium ist jetzt 
zur Vorhalle geworden, wo namentlich auch die Klienten empfangen 
werden und auf das Erscheinen des Herrn, des Patrons, zu warten 
haben. Zugleich aber greift der Komfort und Luxus der Einrichtung, 
der Mosaikboden, die Wandmalerei Platz im alten wie im neuen 
Teil des Hauses. Je mächtiger und reicher die Nobilität wurde, mit 
desto größerem Stolz wurden die Wachsmasken der Ahnen in den 
neben dem Atrium befindlichen Räumen aufgestellt, wohl auch die 
Staatsmänner und Triumphatoren, welche der Familie Glanz und 
Reichtum verschafft hatten, in ganzer Figur an die Wände gemalt. 
Es ist nun diese erweiterte Gestalt des Hauses, welche uns regel¬ 
mäßig in Pompeji begegnet; sie ist es auch, welche wir für die aus¬ 
gedehnten Paläste anzunehmen haben. Von dem Palastbau, welcher 
lediglich für die vornehme Herrschaft und ihr Gesinde bestimmt war, 
sind dann die großen Mietkasernen, die insulas (Inseln), zu unter¬ 
scheiden, welche nicht bloß in horizontaler Richtung, sondern auch 
nach oben bis zu sieben und mehr Stockwerken erweitert wurden 
und darauf eingerichtet waren, möglichst viele Insassen aufzu¬ 
nehmen. 
An der Vorderseite des Hauses, rechts und links vom Vestibulum, 
waren jetzt Läden eingerichtet, welche vom Hausbesitzer an Kauf- und 
Gewerbsleute vermietet wurden. Diese Läden waren gegen die Straße 
offen, wie denn auch heutzutage vielfach das Kleingewerbe in den 
italienischen Städten eigentlich im Freien sein Wesen hat; nachts 
wurden sie durch eine Reihe ineinander geschobener Bretter verwahrt. 
Die Hausthür selbst wurde bei Tage nicht geschlossen; zur Hütung 
des Eingangs diente der Janitor, der Sklaven-Portier, welcher für 
beit Notfall mit einem Stock bewaffnet war und wohl auch einen 
Hund, einen lebendigen oder einen gemalten, bei sich hatte, unter 
welchem dann oft die Inschrift stand: Cave canem, Achtung vor dem 
Hund! In Ermangelung eines Thürhüters, welcher in den älteren 
Zeiten natürlich überall fehlte, klopfte man an die Thüre, um nicht 
unvermutet einzutreten. Hermann Bender.
	        
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