Reich enow: Kamerun.
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aller ähnlichen Landstriche des tropischen Afrikas. Drei Flüsse, der
Kamerun, der Bimbia und der Quaqua haben durch die milgeführten
Niederschläge ein schlammiges Delta geschaffen, durch welches sie müh¬
sam ihre Wasserfurchen nach dem Meere ziehen. Mangrovewälder,
deren oberirdisches, dichtes Wurzelgeflecht dem hohlen Fuße unserer
Altarleuchter gleicht, stehen zur Zeit der Flut unter Wasser, während
sie zur Zeit der Ebbe mit ihrem Wurzelwerk zahlreiche Weich- und
Krustentiere zurückhalten, die infolge der rasch eintretenden Verwesung
die Atmosphäre mit jenen schädlichen, die Sumpsfieber erzeugenden
Miasmen füllen. Das menschliche Leben und Treiben findet hier kein
Gedeihen; nur dann und wann naht sich ein Fischerkahn diesen er¬
giebigen Fischereigegenden; nur vereinzelt ragt in diesem Sumpfdelta
hier und da eine Hütte empor, wo die Fischer nach reichem Fange
rasten oder ihre Beute trocknen. Um so reicher entfaltet sich die
Sumpffauna. Schlangenhalsvögel streichen durch die Luft, Pelikane
und Flamingos trocknen ihr Gefieder auf den Sandbänken, weiße und
graue Reiher stehen, auf Beute lauernd, im seichten Wasser der Meeres¬
buchten, während schneeweiße Seeadler über den Wellen schweben, und
auf umgestürzten Baumstämmen in den glühenden Strahlen der
Tropensonne gewaltige Krokodile den Panzerleib strecken. Übrigens
ist es eine Eigentümlichkeit der Tierwelt, die sowohl dem Flusse, als
auch der Landschaft den Namen gab: wie in den Watten der deutschen
Nordseeküste zur Ebbezeit unter zahlreichen Weich- und Krustentieren
besonders Krabben den schlammigen Grund des Meeres bedecken, so
auch hier; diese Krabben, portugiesisch Oamorao, veranlaßten die Be¬
nennung der Landschaft Kamerun.
Mit dem oceanischen Dampfer fahren wir ein in die Mündung
des Kamerunflusses, der auf den ersten 5 (deutschen) Meilen unserer
Fahrt die stattliche Breite von IV2 bis 2 Meilen hat. Auf der
folgenden Strecke verringert sich zwar diese auf V* bis V2 Meile,
doch die Tiefe bleibt dieselbe, so daß Seeschiffe, allerdings unter
Führung eines Lotsen, der das Fahrwasser zwischen den Sandbänken
hindurch zu finden weiß, noch weiter stromaufwärts dringen können.
Da aber, wo die Teilung des Flusses in seine Quellarme beginnt,
ist er nur noch für Boote fahrbar. Seine Gesamtlänge beträgt
übrigens nicht über 8 deutsche Meilen.
Haben wir einmal das Sumpfland der Küste überwunden, so
steigt die Uferlandschaft an der linken Seite sanft an, und hier ent¬
rollt sich vor dem Auge ein wesentlich freundlicheres Bild. Auf dem