Full text: Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte (2)

II 386 — 562 — 
sein". Bei dieser Gelegenheit sprach er auch das schöne Wort, das seine 
tiefe Frömmigkeit zeigt und sein Wahlspruch geworden ist: „Ich uub 
mein Haus wollen dem Herrn dienen". Die Vertreter des 
Volkes gingen aber auseinander, ohne etwas beschlossen zu haben. 
c) Im Jahre 1848 brach in Frankreich eine Empörung aus, in 
welcher die Franzosen ihren König vertrieben und ihr Land zu einer 
Republik machten. Auch in Deutschland kam es an vielen Orten zu 
Unruhen; große Volksversammlungen verlangten einen deutschen Reichs¬ 
tag, Preßfreiheit, freies Versammlungsrecht, Abschaffung des Adels und 
dergl. m. In Berlin fanden Zusammenrottungen statt; fremde Auf¬ 
wiegler hetzten das Volk auf, und mehreremal kam es zu Kämpfen 
zwischen Soldaten und den aufgeregten Volksmassen. Der König ver¬ 
sprach eine freiere Verfassung (am 18. März), und das Volk zog vor 
das königliche Schloß um ihm dafür zu danken. Allein plötzlich fielen 
zwei Schüsse; die Menge glaubte sich verraten und griff zu den Waffen, 
ein schrecklicher Straßenkampf entbrannte. Zwar waren am folgenden 
Tage die Soldaten überall Sieger; aber der König wollte nicht das 
Blut seiner Unterthanen vergießen lassen. Die Soldaten wurden aus 
Berlin entfernt, und der König berief eine Nationalversammlung ein, 
mit welcher die preußische Verfassung beraten werden sollte. Gegen 
Ende des Jahres wurde aber die Nationalversammlung aufgelöst, weil sie 
zu keinem brauchbaren Ergebnis fam, und der König gab freiwillig eine 
Verfassung. 
d) Inzwischen versammelten sich Vertreter des ganzen deutschen 
Volkes in Frankfurt a/M., um über eine Umgestaltung Deutschlands zu 
beraten. Sie wählten den König von Preußen zum deutschen Kaiser. 
Allein Friedrich Wilhelm IV. wollte keine Krone annehmen, die ihm 
wohl vom Volke, nicht aber von den deutschen Fürsten angetragen wurde. 
Er lehnte sie ab; die deutsche Nationalversammlung wurde aufgelöst und 
die alte Verfassung wieder hergestellt. 
e) Neben diesen inneren Unruhen gab es auch äußere. Preußische 
Truppen mußten in Posen, Schleswig-Holstein, in Baden, wachsen und 
der Rheinpfalz einrücken, um Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. 
Dabei zeigte es sich jedoch, daß das preußische Heer zu einem großen 
Kriege wenig gerüstet war. 
3. Sorge für Äunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe, 
a) Trotz dieser traurigen Ereignisse auf politischem Gebiete erblühten 
Kunst und Wissenschaft, Handel und Gewerbe unter der Regierung Friedrich 
Wilhelms IV. In Frankreich und Italien hatte er herrliche Bilder und 
Bauwerke kennen und schätzen gelernt. Als er zur Regierung kam, be¬ 
rief er berühmte Maler nach Berlin und gab ihnen lohnende Aufträge; 
ebeufo beschäftigte er tüchtige Bildhauer und Baumeister. Mit besonderer 
Sorgfalt ließ er sich die Erhaltung älterer Gebäude von künstlerischem 
Werte angelegen sein; die Fortsetzung des Kölner Dombaues war ihm 
Herzenssache, der Wiederherstellung der Burg Hohenzollern fowie der 
Marienburg in Westpreußen widmete er lebhafte Teilnahme.
	        
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