178
den Strafen liefen hölzerne Wasserleitungen- steinerne Wasserbehälter
und fließende Brunnen, oft mit Bildsäulen verziert, standen auf Markt
und Hauptstraßen. Nur gab es keine Straßenbeleuchtung; wer bei
Nacht ging, mußte durch Fackel oder Laterne geleitet werden, später
wurden auch die Fackeln verboten- aber an den Eckhäusern waren
metallene Feuerpfannen befestigt, in denen bei nächtlichem Nuflauf
oder Feuersgefahr Pechkränze oder harziges holz angebrannt wurden.
Ls war Sitte, bei ausbrechendem Feuer das Wasser aus den Behältern
oder fließenden Brunnen in die gefährdeten Straßen laufen zu lassen.
Dafür hingen an den Straßenecken Schutzbretter, und es war Pflicht
einzelner Gewerke — in Leipzig der Gastwirte — mit solchen Schutz¬
brettern das Wasser an der Brandstätte zu stauen, indem man aus
ihnen und zugetragenem Dünger einen (Huerwall zog. Die Straßen-
und Sicherheitspolizei war seit etwa sechzig Jahren sehr verbessert
worden. Kurfürst Nugust von Sachsen hatte in seinem Lande die
gesamte Verwaltung mit nicht gemeinem Geschick neu organisiert. Seine
zahlreichen (Ordnungen waren im ganzen Neiche Muster geworden, nach
denen Fürsten und Städte ihr neues Leben einrichteten.
Der hauptmarkt war am Sonntage Lieblingsaufenthalt der Män¬
ner. Dort standen nach der predigt Bürger und Gesellen in ihrem
Feststaate, plaudernd, Neuigkeiten austauschend, Geschäfte beredend.
Sn den Handelsstädten hatten die Kaufleute besondere Näume zu
ihrem „Konvent", den man schon damals die Börse nannte. Nuf dem
Natsturme durfte über der Uhr auch der Gang nicht fehlen, von
dem der Türmer seine Nundschau über die Stadt hielt, wo die Stadt¬
pfeifer mit Posaunen und Zinken bliesen.
Die Stadtgemeinde unterhielt für ihre Bürger Bier- und Wein¬
keller, worin die Preise des ausgeschenkten Trunkes sorglich bestimmt
wurden, für die vornehmen besondere Trinkstuben zu anmutiger Unter¬
haltung. In den alten Ueichsstädten hatten die Patrizier wie die
Zünfte häufig ihre besonderen Klubhäuser oder Stuben, und der Luxus
solcher Geselligkeit war damals verhältnismäßig größer als jetzt. Uuch
die Gasthäuser waren zahlreich, sie werden in Leipzig als schön und
herrlich eingerichtet gerühmt. Selbst die Apotheken standen unter Uuf-
sicht, hatten besondere (Ordnungen und preise,' sie verkauften noch
viele Spezereien, Delikatessen und was sonst dem Gaumen behagte.
Mehr Bedürfnis als jetzt waren die Badestuben. Auch auf dem Lande
fehlte selten dem Bauernhof ein kleines Badehaus, eine Badestube war
in jedem größeren Gebäude der Stadt. Die ärmeren Bürger gingen
zu den Badern, welche auch einigen Lhirurgendienst verrichteten. Außer-
dem unterhielten die Städte auch große öffentliche Bäder, in denen