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und Völkerkunde wurden mit den Stoffen, welche in diesen Fächern
dem Lehrplane der Untertertia zu Grunde liegen, in größeren Einklang
gebracht. Längere Lesestücke erfuhren der besseren Übersicht wegen eine
Zerlegung in mehrere Abschnitte, und es wurde besonders darauf Bedacht
genommen, bisher noch übersehene Unebenheiten im Ausdrucke zu bessern
und Fremdwörter nach Möglichkeit zu beseitigen.
Einigen Wünschen freilich haben die Herausgeber nicht nachzukommen
vermocht. Zur Beigabe eines grammatischen Anhangs konnten sie
sich nicht verstehen, da sie es grundsätzlich für eine der wichtigsten Auf—
gaben des muttersprachlichen Unterrichts erachten, das Gesetzmäßige der
Muttersprache auf induktivem Wege aus der Lektüre gewinnen zu lassen;
daß aber diese Aufgabe von einem bloßen Abriß der Grammatik, welcher
lediglich gedächtnismäßige Aneignung empfiehlt und erleichtert, keine
Unterstützung, sondern Schädigung zu erwarten hat, wird gewiß aller—
seits zugegeben.
Auch zur Aufnahme von Mundartlichem konnten die Heraus⸗
geber sich nicht entschließen; sie meinen vielmehr, daß der Schüler in
unteren Klassen einer Befestigung im Schriftdeutschen noch so dringend
bedarf, daß die Lektüre mundartlicher Stücke nur befremdend und ver—
wirrend auf ihn wirken könnte. Eine Aufnahme solcher Lesestoffe dürfte
frühestens in Obertertia am Platze sein, und so wird der für diese
Klasse bestimmte Band in beschränktem Maße den in Bezug hierauf ge—
äußerten Wünschen entsprechen.
Endlich ist mehrfachen Wünschen, welche gegen die vereinfachte
Zeichensetzung geäußert wurden, nicht Folge gegeben worden. Es
handelt sich hierbei hauptsächlich um die Anwendung von Anführungs⸗
strichen innerhalb der direkten Rede vor und nach eingeschobenen Sätzen.
Diese Zeichensetzung, die ja in andern Sprachen auch nicht üblich ist,
halten die Herausgeber für eine überflüssige Förmlichkeit, und in dieser
Anschauung sind sie nur bestärkt worden durch die Schrift: „Zeichensetzung
und Fremdwörterverdeutschung. Im Anschluß an die Schrift: Regeln
und Wörterverzeichnis für die deutsche Rechtschreibung zum Gebrauch in
den sächsischen Schulen bearbeitet. Dresden 1889.“
Die Herausgeber hegen die Hoffnung, daß es ihnen gelungen ist,
durch die vorliegende Neubearbeitung das „Döbelner Lesebuch“ dem vor—
gesteckten Ziele wesentlich näher geführt zu haben, und rechnen auf wohl—
wollende Prüfung dieser neuen Auflage durch die Fachgenossen.
Döbeln, Chemnitz, Dresden, im April 1892.
Prof. Dr. C. Hentschel. Dr. G. Hey.
Prof. Dr. A. Müller. Dr. O. Lyon.