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Stoß hatte das Centrum auszuhalten, doch es widerstand dem Anprall.
Auch Mömpelgard wurde hart bedroht und die Stadt nach heftigem Kampfe
am Nachmittag besetzt. Damit hatte aber auch, in dieser Richtung wenigstens,
Bourbakis Vormarsch für diesen Tag sein Ende erreicht. Gegen Hericourt
feuerten fast ununterbrochen vier französische Batterien und schleuderten
im Verlaufe des Tages 3000 Granaten nach der Stadt, jedoch ohne
derselben glücklicherweise besonderen Schaden zuzufügen. Die Verteidiger
räumten den Ort nicht, und feindliche Abteilungen, welche wiederholt
zum Angriffe hier vorgingen, wurden von deutschen Geschützen schnell
zur Umkehr genötigt.
Von Mittag an entbrannte der Kampf auf der ganzen Linie. Die
Abschnitte auf dem westlichen Lisaineufer gelangten zum größten Teile in
Besitz der mit gewaltiger Übermacht anstürmenden Franzosen; im Laufe
des Nachmittags mußte auch die Infanterie der Goltzschen Brigade sich
über den Bach zurückziehen. Gegen Abend versuchte der Feind sich noch
des am linken Bachufer gelegenen Dorfes Chagey zu bemächtigen — allein
hier traf er auf den entschlossensten Widerstand, weiter vorzudringen war
nicht gut möglich, da alle Straßen dem verheerenden Feuer der deutschen
Geschütze und zumeist auch dem Schnellfeuer des Fußvolks ausgesetzt
waren. Der Abend senkte sich auf die ermatteten Kämpfer nieder; nur
zuweilen noch weckte eine vereinzelte Salve das Echo der Berge, und
bald bedeckte finstere Nacht das Schlachtfeld, auf dessen Schneedecke in
nicht geringer Zahl Tote und Verwundete lagen. In unheimlichem Rot
schimmerten, Irrlichtern gleich, die Fackeln der Krankenträger durch das
Dunkel. Unter dem weiten Himmelszelte, bei Eis und Schnee, biwakierten
die deutschen Vorposten, und jene, welche dem Feinde zunächst standen,
durften nicht einmal ein Wachtfeuer anzünden, um den Gegnern keinen
Zielpunkt darzubieten. Trotz dieser furchtbaren Strapazen behielt die
deutsche Frohlaune die Oberhand, und die fröstelnden Krieger trösteten
sich damit, daß die Franzosen in ihrer notdürftigen Bekleidung sicherlich
noch viel ärger frieren müßten.
In der Frühe des anbrechenden Morgens unternahm der Feind,
durch dichten Nebel begünstigt, einen Hauptangriff gegen den zwischen
Hericourt und Mömpelgard stehenden Heerteil, allein ohne Erfolg. Er
zog Verstärkungen heran, aber auch Generalleutnant von Glümer, welcher
an dieser Stelle befehligte, hatte befohlen, daß die badische Brigade des
rechten Flügels, sowie Teile der Hauptreserve den vier Landwehrbataillonen
zu Hilfe eilen sollten. So prallte auch ein zweiter Angriff, den der
Feind gegen Mittag ausführte, an der heldenhaften Entschlossenheit unsrer
Krieger ab. „Fest stehen!“ hieß ja die Parole, und fest standen die
deutschen Wehrmänner, und „Hier siegen oder sterben!“ lautete der feste
Entschluß, als die Franzosen um 4 Uhr nachmittags zum dritten Mal
zum Angriffe vorgingen.