Full text: [Theil 6, [Schülerband]] (Theil 6, [Schülerband])

151 
und polieren kann wie den Diamant. Zwölf Pfund dom härtesten 
Buchenholz geben kaum so viel Hitze, als sieben Pfund der guten 
Steinkohle. In Feuer fließt sie zu einer Art von Kuchen zusammen 
und läßt wenig Asche und Schlacke zurück, da hingegen die minder 
gute Schieferkohle mit einer lodernden Flamme leicht verbrennt und 
viel Asche und Schlacken hinterläßt. Um den flammenden Wasser¬ 
stoff und den übelriechenden Schwefel ganz aus der Steinkohle zu 
entfernen, verkohlt man sie noch einmal, d. h. man verbrennt sie 
ohne Zutritt der Luft, wie das Holz im Meilerhaufen zu Kohle 
verbrannt wird. So gewinnt man die Kochkohlen (Coaks), die im 
kleinsten Raum den meisten Wärmestoff bergen. 
Diese Kohle ist es besonders, welche den Schiffen und Wagen 
Flügel gibt, die in den Fabriken arbeitet, welche Herd und Wohn¬ 
stube erwärmt und die Steinkohle selber aus der dunklen Tiefe her¬ 
vorholt. Die Kraft des erfinderischen Menschengeistes hat aber 
auch den rußigen und schmutzigen Rauch der Steinkohle benutzt, 
welcher eine Menge von Öl und Leuchtgas in sich birgt. Aus den 
eisernen Röhren, in welchen man den Rauch gefangen hält, fließt 
der dicke, schwere Theer, und es strömt auch das leichtluftige Gas 
heraus, das in reinster, hellster Flamme die Nächte auf Erden er¬ 
leuchtet. In den Straßenlaternen, in den niedrigen Zimmern des 
Arbeiters, in den Sälen der Fabriken und in den Prunkgemächern 
der Paläste erglänzen die Gasflammen und machen die Nacht zum 
Tage. So gleichen die schwarzen Diamanten noch mehr der Sonne, 
als die weißen; denn sie geben zugleich Licht und Wärme. 
Aber die Menschen verkennen oft ihre besten Freunde und 
achten sie geringe. So ist auch das schwarze Gold, welches im 
Bunde mit dem Eisen für den thatkräftigen Engländer das Mittel 
geworden ist, mit welchem er die erkämpfte Weltherrschaft fort und 
fort behauptet, anfänglich schnöde von ihm behandelt worden. Ums 
Jahr 1316 wurden die ersten Steinkohlenblöcke von Newcastle nach 
London gebracht und waren den Schmieden und Bauern als wohl¬ 
feiler Brennstoff sehr willkommen. Aber ihr dicker, schwarzer Rauch 
veranlaßte fogar eine Bittschrift des Parlaments an den König 
Eduard II, worin er gebeten wurde, den Gebrauch dieses pestilen- 
zialischen Brennstoffes zu verbieten, wenn er den Reiz eines frischen 
Gartens, den Vorzug eines reinen Antlitzes, die Annehmlichkeit 
weißer Wäsche schätze und nicht wolle, daß seine loyalen Unter¬ 
thanen ersticken sollten. Der König verbot den Gebrauch dieser 
lästigen und ungesunden Substanz. Aber Geldstrafen und selbst das 
Zerstören der Herde und Öfen konnten nicht hindern, daß man die 
wohlfeilen Steinkohlen bezog und gebrauchte. Endlich hörte der 
Widerstand auf, als man sich überzeugte, daß niemand von den
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.