Full text: [Theil 6, [Schülerband]] (Theil 6, [Schülerband])

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Aufmerksamkeit. Papst Hadrian sandte ihm aus Rom, wo durch 
Gregors Bemühungen diese Kunst eine gewisse Ausbildung em¬ 
pfangen hatte, zwei seiner besten Sänger. Karl wies dem einen zu 
Metz, dem andern zu Soissons seinen Wohnsitz au. Hier mußte 
nun jeder, der an einer Schule den Gesang lehren, oder an einer 
Kirche Vorsänger werden wollte, sich in der römischen Gesangweise 
unterrichten lassen. Im Orgelspiel sollten die Schüler ebenfalls 
geübt werden. Aber die plumpen Franken stellten sich ebenso unge¬ 
schickt zum Singen als zum Spielen an. Die Italiener verglichen 
ihren Kirchengesang mit dem Geheul wilder Thiere und dem Ge¬ 
rumpel eines Lastwagens auf einem Knüppeldamm, und Alcuin 
klagt oft in seinen noch vorhandenen Briefen, daß er so äußerst 
wenig ausrichten könne und mit einer fast bestialischen Tölpelhaftig¬ 
keit zu kämpfen habe. 
Es ist von dem höchsten Interesse, einen großen Mann auch in 
seinen geringen Beschäftigungen zu betrachten und zu sehen, wie es 
das nämliche Licht ist, das ein kleines Zimmer und draußen die 
ganze Welt erleuchtet. Es war dieselbe Thätigkeit, mit welcher Karl 
Heere anführte und Schulprüsungen anhörte, Gesetze für große 
Völker ersann und griechische Vocabeln lernte. Für alles schien er 
geboren, und alle Meister übersah er. Wenn er auf seine Höfe kam, 
ließ er sich die Rechnungen vorlegen, wo alles, bis auf die Anzahl 
der Eier, eingetragen sein mußte, überzählte Einnahme und Aus¬ 
gabe, rechnete seinen Verwaltern nach und machte Bauanschläge, als 
wäre er nichts als ein Landmann. Seine Verordnungen und An¬ 
weisungen zum Betrieb der Cultur auf den königlichen Gütern werden 
von Kennern als ein bewunderungswürdiges Denkmal seiner Ein¬ 
sicht in die Landwirtschaft gepriesen. 
Seine Bauten waren zahlreich und sehr bedeutend. An meh¬ 
reren Orten ließ er prächtige Paläste aufführen, unter welchen die 
zu Aachen, Ingelheim und Nimwegen die berühmtesten sind. Denn 
einen festen Wohnsitz hatte Karl nicht, am liebsten aber wohnte er 
in seinen Schlössern in den Rheinlanden und vorzüglich zu Aachen 
in den Gegenden, von welchen die Macht seines Hauses ausgegangen 
war, wo er, außer jener Pfalz, der Mutter Gottes zu Ehren eine 
Kirche bauen ließ, welche Einhard als ein Gebäude bewunderns¬ 
würdiger Schönheit beschreibt. Ferner ließ er Dörfer und Klöster 
anlegen, Sümpfe austrocknen und Wälder urbar machen. Ebenso 
ward anderen das Bauen dringend empfohlen und vorzüglich den 
Bischöfen ans Herz gelegt, die Kirchen ihres Sprengels in gutem 
Stande zu erhalten. Die Mönche bauten selbst, schon weil die Regel 
des heiligen Benedikt ihnen neben Andacht und Beten Handarbeit 
gebot, und weil sie allein im Besitz der an sich freilich sehr geringen,
	        
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