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die besten Bissen dicht vor die Nase; sie braucht nur das Maul
aufzuthun, und während sie speist, wedelt das Kind ihr mit dem
Lanbzweig die Fliegen ab wie einem ostindischen Sultan.
Alle Ungewitter mit Donnern, Blitzen und Hagelschlag mußte
das Rind ehedem im Freien aushalten. In der Todesangst rannten
die Thiere blind in die finstere Nacht hinein, nnb viele stürzten sich
kläglich zu Tode; — jetzt sind sie zur Nachtzeit oder beim Unwetter
im sichern Stalle und merken kaum etwas davon, was draußen
vorgeht. Es kam ihnen ehedem wohl auch hie und da einmal ein
Kleeblümchen mit vor, denn einige Arten davon wuchsen schon wild
auf Wiese und Anger; aber jetzt baut der Landmaun fürs „liebe
Vieh" weite, breite Felder voll vom schönsten rothen Kopfklee, der
purer Honig ist, daneben blauen Luzern, rosenrothen Esparset,
spanische Seradelle, Runkelrüben, Wicken und Hafer. Deckt draußen
der Schnee das ganze Gefild, und heult der grimmige Sturm um
die Giebel, so hat das Rind im warmen Stalle die Krippe voll
prächtiges Heu. Da ist weder von Hunger noch von Todesangst
und Nöthen die Rede. Natürlich muß das Rind aber auch mit¬
unter ein wenig mithelfen, wenn der Landmann nicht reich genug
ist, um Pferde zu seiner Bedienung halten zu können. Die Kuh
muß den Pflug und die Egge ziehen und der Ochse den Wagen.
Es ist für den starken Burschen aber immer besser, er schafft mit
seinen Hörnern und seinem kräftigen Kopfe etwas Nützliches, was
ihm selbst auch wieder zugute kommt, als daß er seine Kraft nur
verwende, sich mit seinen Verwandten herum zu stoßen und das
Leben dabei zu riskieren. Die Stärke hatte das Thier ehedem auch
schon, aber erst nachdem der Mensch seinen Verstand dazu gab,
ward etwas Vernünftiges draus, das beiden zum Frommen gereicht.
Wenn ehedem das wilde Rind von einer Krankheit befallen ward,
so war es verloren. Seine Gefährten konnten ihm nicht helfen,
achteten auch nicht auf seine Noth. Das Einzige, was sie für
einander thun konnten, war, daß sie sich dicht zusammenstellten, so¬
bald Wölfe oder andere Raubthiere einen Angriff auf sie versuchten.
Dann bildeten sie wohl einen Kreis und nahmen die Kälber und
schwächeren Thiere in die Mitte, die alten Thiere hielten ringsum
den Feinden die Hörner entgegen. Sie merkten aber das Nahen
der Raubthiere durch den Geruch gewöhnlich nur bei trocknem Wetter;
war dagegen Nebel oder Regen, so wurden sie leicht überfallen.
Wird ein zahmes Stück Vieh krank, so ist der Landmann schnell
bei der Hand, ihm zu helfen. Er kennt mancherlei Mittel, und
wenn sein Wissen nicht ausreicht, so weiß der Hirt Rath oder der
Thierarzt. Hat man ja doch besondere Schulen im Lande dazu
eigens eingerichtet, daß Ärzte fürs Vieh dort gebildet werden.