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106. Wallensteins Absetzung.
er mit den Seinen gegen die Straße, welche von Lützen nach Leipzig führt.
Hier wird er durch ein fürchterliches Feuer aus den Verschanzungen und Gräben
empfangen, und viele sinken in den Tod. Dennoch fetzen die übrigen über
den Graben und bringen die Wallensteinschen zum Weichen. Indes stürmt
Pappenheim mit seinen Reitern herbei und die Schlacht wird zu einem grausigen
Getümmel. Der König eilt mit seiner Reiterschar seinem wankenden rechten
Flügel zu Hilfe. Von dem Herzoge Franz von Sachsen-Lauenburg und einigen
andern begleitet, sprengt er weit vor, um die Stellung des Feindes zu er¬
spähen. Sein kurzes Gesicht läßt ihn aber zu nahe an die Kaiserlichen ge¬
raten. Er erhält einen Schuß in den Arm, und indem er sich umwendet,
trifft ihn ein zweiter in den Rücken. Mit dem Rufe: „Mein Gott, mein
Gott!" sinkt er vom Pferde. Die schnaubenden Rosse stürmen über ihn hin¬
weg und zertreten ihn mit ihren Hufen. Das daherspringende blutige Pferd
bringt den Schweden die Schreckenskunde, und das Gefühl der Rache treibt sie
unaufhaltsam vorwärts. Der heldenmütige Herzog Bernhard von Weimar
übernimmt die Führung. Die Kaiserlichen werden geworfen. Mit dem Ruse:
„Die Schlacht ist verloren, der Pappenheimer ist tot; die Schweden kommen
über uns!" ergriffen sie die Flucht. Die Schlacht hatte elf Stunden gedauert,
und 9000 Leichen bedeckten den Wahlplatz. Die Schweden verfolgten wegen
der Dunkelheit und Ermüdung den Feind nicht und brachten die Nacht auf dem
Schlachtfelde zu. Am folgenden Morgen fanden sie nach langem Suchen den
nackten und blutigen Leichnam ihres Königs unter einem Haufen von Toten;
er lag, mit elf Wunden bedeckt, von Hufen zertreten und bis zur Unkenntlich¬
keit entstellt, zwischen der Stadt Lützen und dem großen Feldsteine, der seitdem
der Schwedenstein heißt und noch heute an jener Stelle zu sehen ist. Sein
Leichnam wurde nach Stockholm gebracht. Die goldene Kette und seinen blutigen
Koller, welche ihm die Soldaten abgenommen hatten, sandte Wallenstein nach
Wien zum Kaiser. Dieser ries mit Thränen in den Augen: „Gern hätte ich
dem Helden ein längeres Leben und eine fröhliche Rückkehr in sein Königreich
gegönnt, wenn nur in Deutschland Frieden geworden wäre!"
Ein Wehruf durchzuckte die protestantischen Länder, aber das Werk des
großen Königs ging nicht verloren. Was er angefangen hatte, haben seine
Helden Bernhard von Weimar, Banner, Torstenson und andere vollendet.
Henning.
106. Wallensteins Absetzung.
Wallenstein hatte über eine Armee von beinahe 100 000 Mann zu ge¬
bieten, von denen er angebetet wurde, als das Urteil der Absetzung ihm ver¬
kündet werden sollte. Die meisten Offiziere waren seine Geschöpfe, seine Winke