Full text: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

178 
106. Wallensteins Absetzung. 
er mit den Seinen gegen die Straße, welche von Lützen nach Leipzig führt. 
Hier wird er durch ein fürchterliches Feuer aus den Verschanzungen und Gräben 
empfangen, und viele sinken in den Tod. Dennoch fetzen die übrigen über 
den Graben und bringen die Wallensteinschen zum Weichen. Indes stürmt 
Pappenheim mit seinen Reitern herbei und die Schlacht wird zu einem grausigen 
Getümmel. Der König eilt mit seiner Reiterschar seinem wankenden rechten 
Flügel zu Hilfe. Von dem Herzoge Franz von Sachsen-Lauenburg und einigen 
andern begleitet, sprengt er weit vor, um die Stellung des Feindes zu er¬ 
spähen. Sein kurzes Gesicht läßt ihn aber zu nahe an die Kaiserlichen ge¬ 
raten. Er erhält einen Schuß in den Arm, und indem er sich umwendet, 
trifft ihn ein zweiter in den Rücken. Mit dem Rufe: „Mein Gott, mein 
Gott!" sinkt er vom Pferde. Die schnaubenden Rosse stürmen über ihn hin¬ 
weg und zertreten ihn mit ihren Hufen. Das daherspringende blutige Pferd 
bringt den Schweden die Schreckenskunde, und das Gefühl der Rache treibt sie 
unaufhaltsam vorwärts. Der heldenmütige Herzog Bernhard von Weimar 
übernimmt die Führung. Die Kaiserlichen werden geworfen. Mit dem Ruse: 
„Die Schlacht ist verloren, der Pappenheimer ist tot; die Schweden kommen 
über uns!" ergriffen sie die Flucht. Die Schlacht hatte elf Stunden gedauert, 
und 9000 Leichen bedeckten den Wahlplatz. Die Schweden verfolgten wegen 
der Dunkelheit und Ermüdung den Feind nicht und brachten die Nacht auf dem 
Schlachtfelde zu. Am folgenden Morgen fanden sie nach langem Suchen den 
nackten und blutigen Leichnam ihres Königs unter einem Haufen von Toten; 
er lag, mit elf Wunden bedeckt, von Hufen zertreten und bis zur Unkenntlich¬ 
keit entstellt, zwischen der Stadt Lützen und dem großen Feldsteine, der seitdem 
der Schwedenstein heißt und noch heute an jener Stelle zu sehen ist. Sein 
Leichnam wurde nach Stockholm gebracht. Die goldene Kette und seinen blutigen 
Koller, welche ihm die Soldaten abgenommen hatten, sandte Wallenstein nach 
Wien zum Kaiser. Dieser ries mit Thränen in den Augen: „Gern hätte ich 
dem Helden ein längeres Leben und eine fröhliche Rückkehr in sein Königreich 
gegönnt, wenn nur in Deutschland Frieden geworden wäre!" 
Ein Wehruf durchzuckte die protestantischen Länder, aber das Werk des 
großen Königs ging nicht verloren. Was er angefangen hatte, haben seine 
Helden Bernhard von Weimar, Banner, Torstenson und andere vollendet. 
Henning. 
106. Wallensteins Absetzung. 
Wallenstein hatte über eine Armee von beinahe 100 000 Mann zu ge¬ 
bieten, von denen er angebetet wurde, als das Urteil der Absetzung ihm ver¬ 
kündet werden sollte. Die meisten Offiziere waren seine Geschöpfe, seine Winke
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.