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im oberen Teil befanden sich Kenienaten und im Dachgeschoß wohnte
der Turmwart. Keine Burg entbehrte des Bergfrieds.
Die Küche war in größeren Burgen ein geräumiger, abgesonderter
Ban, welcher zugleich die Wohnungen der Küchendiener umfaßte.
Außerdem umgaben den Burghof noch Vorratsgebäude, Rüstkammern
und Wohnungen für die Diener und für die oft zahlreich und auf lange
Zeit zusprechenden Gäste. Die Kapelle zum Gottesdienst war in der
Regel klein und eng und lag an der Ostseite des Burghofes.
Jede Burg hatte ihren tiefen Ziehbrunnen, welcher oft bis zur
Sohle des benachbarten Tales oder Flußbettes hinabreichte. Unter den
Gebäuden zogen sich weitläufige Keller hin; die Gefangenen kamen in
das Verlies, ein unterirdisches Gemach, in welches man durch eine
Öffnung von oben hinabgelassen wurde.
Die Burgställe waren kleinere, bloß auf Verteidigung eingerichtete
Burgen. Die Umfassungsmauer, der Bergfried, der Palas, die Keme¬
nate und die Küche waren auch bei einer solchen Burg die wesentlichsten
Stücke. Doch gab es auch Burgen, die nur aus einer Umfassungs¬
mauer und dem Bergfried bestanden. Eine außen angebrachte, leicht
zu entfernende hölzerne Treppe führte dann vom Hofe aus in die
Küche, die im ersten Stockwerk des Bergfrieds lag. Von hier aus
stieg man wieder auf einer Treppe in das Obergeschoß, wo sich die
Kemenate als Wohn- und Schlafraum befand. Eine schmale, in den
dicken Wänden angebrachte Treppe führte höher hinauf in den Trink¬
saal oder Palas, mit weniger dicken Wänden, einem Kamin und
vielen Fenstern, hie und da auch wohl mit Erkern, welche Aussicht
in die Ferne boten. Der oberste Raum des Turmes hatte noch Platz
für die Wächter und Knappen, das unterste Geschoß enthielt einen
Brunnen und wurde als Keller, Speisegewölbe und wohl auch als
Gefängnis benützt.
Dies sind die einfachsten, engsten, nur aus einem Turme und
einem Hofe bestehenden Burgen. Sie lagen gewöhnlich auf steilen
Felsenspitzen und schauten weit in das Land hinaus. Öfter waren
einzelne Teile in die Felsen selbst eingehauen.
Daß solche Burgen samt und sonders von Raubrittern bewohnt
gewesen seien, ist eine durchaus unrichtige Annahme. Bei vielen war
es allerdings der Fall, auf den meisten aber führten die Ritter ein
ehrliches Leben, und wenn sie sich mit dickem, festem Mauerwerk um¬
gaben, so geschah dies bei den damaligen unruhigen Zeiten nur zur
etwaigen Notwehr.