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Große Hauptquartier handelte kühn und schlagfertig wie immer
Die beiden Kronprinzen zogen, rechts abschwenkend, bald im
£e9etVatb tmr to;iei^en Kalkstaub unaufhaltsam den „französi-
^en Thermopylen zu; Offiziere trugen wohl den todmüden
Soldaten die Gewehre. Prinz Albert erreichte die Maasüber-
gange vor den zaudernden Franzosen. Dem am linken Ufer ab-
warts weichenden Feinde schoben sich, rechts und links des Flusses
beide Heere nach, zwischen inne die beiden bayerischen Armeekorps-
eine Zange, die Mac Mahon den Weg nach Metz wie nach
Paris in immer engerer Umschließung sperrte.
Da uahm er ostwärts der kleinen Festung Sedan seine
Stellung zur letzten Schlacht, mit beiden Flügeln an die Maas
sich lehnend. Aber in der Nacht und im Morqennebel des
1*70 r Septembers schlangen im Norden die Preußen mit Würt-
tembergern, Thüringern, Hessen, im Osten die Sachsen, im
<suden die Bayern nach dem gräßlichen Straßenkampf in Ba-
zeilles um ihn auf den Höhen den ehernen Ring, welchen die
-Wegnahme des Kalvarienberges von Jlly durch Hessen und
Najsauer unzerbrechlich zusammenschweißte. Todesmutige An-
laufe der feindlichen Reiterei schlug Geschütz und Fußvolk un-
barmherzig ^ zurück. Um 4 Uhr mußten die Franzosen nach
Sedan zurück. Das rasende Gedränge auf den Brücken uud
unter den Thoren erinnerte an den Übergang über die Beresina.
Eben wollten bayerische Jäger die Wälle ersteigen, da erschien
die weiße Fahne.
Von seinen Paladinen umgeben: dem Kronprinzen, Moltke,
Bismarck, denen er dankbar feuchten Auges die Hand reichte,
empfing der König von dem französischen General Reifte ein
Schreiben Napoleons, der bei Mae Mahon war: „N'ayant
pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste
qu'ä remettre mon 6pee entre les mains de Votre Majeste."
Auf der Säbeltasche eines Hnsarenlieuteuants schrieb der König
die Antwort, worin er die Tapferkeit der gefangenen Armee an-
erkannte.
Wie ein Blitz flog die Botschaft durchs Heer: „Napoleon
gefangen mit lOOOOO Mann!" Als König Wilhelm im Feuer-
Icheine der in Brand geschossenen Dörfer in sein Quartier ritt,
drängten sich die Soldaten heran in grenzenloser Freude; sie
hatten Kerzchen in die Gewehrläufe gesteckt, die leuchteten wie
am Weihnachtsbaum, und weithin klang durch die Nacht: Nun
danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen!"
Das war die Geburtsstuude des Deutschen
Reiches.
Und durch Alldeutschland ging das Jauchzen: „Der Herr