Full text: Für Klasse 3 (achtes Schuljahr) und die Untertertia der Studienanstalten (Teil 7, [Schülerband])

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alten Bäumen, Zelten und Tribünen umgebne Wiese, wo der bunte 
„llnionjack" auf Dächern und Masten flattert, Wagen an Wagen ge¬ 
drängt steht, alt und jung, im kreise gelagert, dem Wettkampf zusieht, 
den Eton und Harrow sich da liefern. Die schöne Wiese nämlich heißt 
Lords', und das Kampfspiel ist das weltberühmte Krickel, von dem 
wir schon lesen in den heitern Romanen des 18. Jahrhunderts, in denen 
die Glanzzeit Altenglands noch fortlebt für die Phantasie der spät- 
gebornen Geschlechter. 
Unter den vier großen englischen Nationalgymnasien — Rugby, 
Winchester, Eton und Harrow — sind die beiden letzten immer die an¬ 
gesehensten und populärsten gewesen: Eton von etwas mehr aristo¬ 
kratischer, Harrow mehr bürgerlicher Zusammensetzung. Seit langen 
Jahren besteht zwischen den beiden Schulen ein lebhafter Wettstreit, 
ähnlich dem zwischen Cambridge und Orford; und wie in diesem, suchen 
sich die Rivalen nicht nur gegenseitig zu überbieten in Wissen und 
geistiger Kraftäußerung, sondern auch in körperlicher Gewandtheit und 
Stärke. Was die Ruderkämpfe für die beiden Universitäten, ist der 
Krickelkampf für die beiden Schulen. Alle paar Jahre — seit einiger 
Zeit alle Jahre — messen sich die Gegner öffentlich und kommen von 
ihren herrlichen Landresidenzen nach London, ihr Können zu zeigen 
vor Eltern und Verwandten, ehemaligen Schülern (old boys) und Freun¬ 
den. Es ist schon keine kleine Ehre, wie man sich denken kann, gewählt 
zu werden unter die Elf jeder Schule, die die Sache ihrer Anstalt zu 
verteidigen, deren Ruhm zu vermehren haben. Das ganze Jahr über, 
an allen freien Tagen, bleibt das Kricket das Hauptvergnügen der 
Schuljugend. Der Sieger des letzten Wettkampfes leitet die Übungen 
gewöhnlich bis zum nächsten Jahre. Lange prüft er die Gewandtheit 
und Kraft jedes Spielers, und hoch schlägt das Herz dessen, dem er 
auf die Schulter klopft im Frühjahr und dabei sagt: „Du magst den 
Flanell antun." Denn in weißen Flanell von Kopf bis zu Fuß sind 
die schönen, gelenken Jünglinge gekleidet; der weiche, äußerst kleidsame 
Stoff hemmt in nichts die geschmeidigen Bewegungen der Kämpfer. 
Am Tage der entscheidenden Schlacht kommt eine farbige Mütze und 
gleichfarbige Leibbinde hinzu, die den Anzug lebhaft hervortreten lassen, 
und um die Beine vom Knie abwärts sind weiße, steife Knemiden 
geschnallt, die von fern an die schwerfälligen Beinschienen der Picadores 
im Stiergefecht erinnern, aber sicherlich nicht, wie jene, die Schritte der 
Träger hemmen. 
•/wivT*
	        
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