Full text: [Band 5 = 5. Klasse, [Schülerband]] (Band 5 = 5. Klasse, [Schülerband])

18 Augsburger Handelsfürsten 
schaft, die von ihnen angeworben war, kümmerte sich in Venezuela 
blutwenig um die Interessen des Augsburger Handelshauses, 
sondern war eifrig darauf bedacht für sich selbst Reichtümer zu 
sammeln. Die Spanier, die den fremden Kaufleuten den Genuß 
der Schätze Perus nicht gönnten, zeigten sich nichts weniger als ent¬ 
gegenkommend und erschwerten alle Arbeiten so viel als nur irgend 
möglich. Da sie bald einsahen, daß hier nicht viel zu holen sei, so 
gaben die Welser den Besitz Perus auf. Trotzdem durch diese 
verunglückte Spekulation und durch Darlehen an den franzö¬ 
sischen Hof bedeutende Summen verloren gegangen waren, blieb 
ihnen noch ein sehr namhaftes Vermögen. 
Auf dem Reichstage, der 1547 zu Augsburg abgehalten 
ward, fand sich auch der römische König Ferdinand I. ein, in 
Begleitung seines neunzehnjährigen Sohnes gleichen Namens. 
Dieser sah die Tochter des Kaufherrn Franz Welser und war 
von Philippines Schönheit so entzückt, daß er nicht früher auf¬ 
hörte um sie zu werben, bis die Eltern des Mädchens ihre Ein¬ 
willigung zu einer ehelichen Verbindung der beiden jungen Leute 
gaben. Natürlich mußte die Hochzeit ganz im stillen gefeiert 
werden, denn Ferdinand I. würde keinesfalls zugegeben haben, 
daß sein Sohn ein Bürgermädchen zum Altar führte. Doch lange 
konnte die Heirat dem Vater nicht verborgen bleiben. Der König 
bekanr Kunde davon und ward derart aufgebracht, daß der Prinz 
ihm lange Jahre nicht vor die Augen kommen durfte. Auch von 
seiner Schwiegertochter Philippine wollte er nichts wissen. 
Das junge Paar genoß das reinste Glück; denn Philippine 
bestach nicht nur durch ihre äußere Erscheinung, sondern ihre 
Herzensgüte und ihr klarer Verstand bezauberten alle, die mit 
ihr in nähere Berührung kamen. Nur daß der Vater zürnte, warf 
zuweilen einen finstern Schatten über das sonst ungetrübte Glück.- 
Ihn zu versöhnen begab sich Philippine im Jahre 1558 nach 
Prag. Verkleidet und unter falschem Namen überreichte sie dem 
Könige eine Bittschrift, worin sie für sich und ihren Gemahl 
um Gnade und Vergebung flehte. Ihre Schönheit und ihr liebens¬ 
würdiges Benehmen entwaffneten den erzürnten Schwiegervater. 
Er verzieh dem jungen Paare und erhob Philippine zur Mark- 
gräfin von Burgau.
	        
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