Der Dorfschmied
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Und immer noch schleicht die verschleierte Frau
Mit starrem Aug' und segnenden Händen
Zwischen des Hauses armen vier Wänden
Vom dürftigen Tisch zum leeren Schrein,
Von Schwelle zu Schwelle aus und ein
Und kauert am Herde und bläst in die Flammen
Und schmiedet den Tag mit dem Tage zusammen.
Herzliebe Eltern, drum nicht verzagt!
Und habt ihr euch redlich gemüht und geplagt
Ein langes, schweres Leben lang,
So wird auch euch bei der Tage Neigen
Ein Feierabend vom Himmel steigen.
5. Wir Jungen sind jung — wir haben Kraft,
Uns ist der Mut noch nicht erschlafft;
Wir wissen zu ringen mit Not und Müh'n,
Wir wissen, wo blaue Glücksblumen blüh'n;
Bald kehren wir lachend heim nach Haus
Und jagen Frau Sorge zur Tür hinaus.
Hermann Sudermann
125. Der Dorfschmied.
In einem wasserdurchrauschten Gebirgstal schritt ich durch
späte Mondnacht, als in mein Träumen ein fremder Ton drang.
Hart scholl das wie ein Arbeitstag — und doch dichterisch verklärt,
veredelt von der mildernden Stille der großen Nacht, in deren
weiter Halle der Ton melodisch verklang.
Es war das Hämmern einer Schmiede. Nur von Zeit zu
Zeit, wie lauschend, schwieg der nächtliche Glöckner und die Mai¬
nacht um mich herum atmete allein weiter.
Als ich um eine Ecke der Landstraße bog, sah ich in hellem
Feuerschein die Schmiede vor mir stehn. Und näher tretend sah
ich auch den Schmied.
Mitten in einem Funkenregen stand der Mann. Die Linke mit
der Zange hielt das glühende Eisen gefaßt und Schlag auf Schlag