Full text: [Band 5 = 5. Klasse, [Schülerband]] (Band 5 = 5. Klasse, [Schülerband])

Dorfhandwerker 
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134. Dorfhandwerker. 
Man muß in die kleinsten Dörfer gehen, um zu erkennen, 
welche Handwerker dem Volke am notwendigsten sind. Dann 
braucht es weiter keine Statistik. In den bayerischen Gebirgs- 
dörfern sind diese Handwerker der Schmied und der Schuster. 
Der Schmied ist unentbehrlich für die Wiederherstellung 
von Wirtschaftsgerät und Fuhrwerk, vor allem für den Hufbeschlag. 
Und mit der Dilettantenarbeit des Bauern selber ist in diesen 
Dingen nichts zu machen. Der Schmied ist wohl der allerbeste 
selbständige Handwerker wie in der ganzen Welt so auch in den 
bayerischen Bergen. In andere Handwerke läßt sich leichter hinein¬ 
pfuschen; aber zum Schmieden des Eisens gehören nicht bloß 
Hammer und Amboß sondern auch ein ehrlicher Blasebalg. Was 
aber den bayerischen Bauern am meisten hindert in dieses Ge¬ 
werbe hineinzupfuschen, ist-seine Feuergefährlichkeit — in einer 
Landschaft, wo wenigstens ursprünglich der Holzbau durchaus vor¬ 
herrschte. So kommt's, daß man an den Straßen und Sträßchen, 
die durch unsere Berge führen, so ziemlich auf jeder Meile Weges 
eine Schmiede findet. Merkwürdig ist's dabei, wie oft diese Dorf¬ 
schmieden die malerischsten Bauten weit und breit sind. Sie liegen 
meist nicht im Dorfe, immer an der Straße, weil sie der Fuhr¬ 
mann am notwendigsten braucht. Ein Steinbau mit einem finsteren 
breiten Tor; vor demselben ein säulengetragenes Dach, unter wel¬ 
chem die Gäule angebunden werden können, die neue Hufe be¬ 
kommen sollen. Frisch beschlagene Wagendeichseln und Räder 
lehnen an der Wand; im finstern Hintergründe der Werkstatt, 
an der funkensprühenden Esse schafft der Meister mit seinem Ge¬ 
sellen. Gegenüber dem Hause, an der andern Seite der Straße 
aber schäumt der Wildbach talabwärts; hinter dem Hause des 
Schmieds steigt der Bergwald empor. So ist das Bild, das die 
Malern wohlbekannte Ilsangschmiede bei Berchtesgaden aufweist 
und mit ihr eine lange Reihe solcher Werkstätten im Alpenlande. 
Es ist in der ganzen Geschichte des Handwerks begründet, daß 
der Schmied zugleich einiges von Tierheilkunde versteht, und damit 
hängt es wieder zusammen, daß er auch mitunter vom Landvolk 
als Menschenarzt zu Rat gezogen wird. Der Dorfschmied ist aber 
niemals bloßer Handwerker, sondern immer auch nebenbei ein
	        
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