Full text: [Teil 1, [Schülerband]] (Teil 1, [Schülerband])

B. Berufsarbeit und Berufssorgen. 
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2. Ihre Mahnungen waren fruehtlos, und Magarete sah wohl 
ein, dab, wenn ihr Mann auch nicht verschwendete, manches in 
einer solehen Unordnung verschleudert werden müsse. Der Wunsch, 
ihn auf bessere Wege zu leiten, war so grob bei ihr, dab sie sicb 
zu einem gefährlichen Versuche bewogen fühlte, ihm über diese 
Lebensweise die Augen zu öffnen. Sie nahm sich vor, ihm soviel 
Geld als möglich aus den Händen zu spielen. Sie hatte bemerkt, 
dab er das Geld, das einmal aufgezählt war, nicht wieder nach- 
zühlte, ehe er es ins Körbehen fat. Sie bestrich daher den Boden 
eines Leuchters mit Talg und setzte ihn mit dem Scheine der Un- 
geschicklichkeit auf die Stelle, wo die Goldstücke lagen. Sie er- 
haschte ein Goldstück und nebenbei einige kleine Münzsorten und 
war mit ihrem ersten Fischfange woblzufrieden. die wiederholte 
den Versuch, und so vermehrte vien nach und nach ihr heimlicher 
Schatz, und 2war um so reichlicher, als sio alles, was bei der 
innern Wirtschaft von barem Geld ihr in die Hände flob, auf das 
strengste zusammenhielt. 
3. Schon war sie beinahe ein ganzes Jahr ihrem Plane treu 
geblieben und hatte ihren Mann sorgfältig beobachtet. In einen 
heitern Wesen hatte sie keine Veränderung verspürt, bis er endlich 
einmal höchst übler Laune ward. Sie erfuhr bald, dab er in 
grober Verlegenheit sei. Es hätten ihm nach der letzten Zahlung, 
die er an den Lieferanten getan, seine Pachtgelder übrig bleiben 
sollen; sie fehlten aber völlig; er habe sogar die Dienstboten und 
Arbeitsleute nicht ganz befriedigen können. Da er alles im Kopfe 
rechne und wenig aufschreibe, so könne er nicht nachkommen, 
wo ein soleher Verstob herrühre. 
Margarete schilderte ihmm hierauf sein Betragen, wie er ein- 
nehme und ausgebe; selbst seine gutmũtige Preigebigkeit kam mit 
in Anschlag, — und freilich lieben ihn die Polgen seiner Handlungs- 
weise, die ihn so sehr drückten, keine Entschuldigung vorbringen. 
4. NMargarete konnte ihren Gatten nicht lange in dieser Ver- 
legenheit lassen. die setzte ihn in Verwunderung, als sie zu 
seinem Geburtstage, der eben eintrat, mit einem Körbehen voll 
Geldrollen hervorkam. Die verschiedenen Münzsorten waren be— 
sonders gepackt, und der Inhalt jedes Röllchens war sorgfältig 
darauf gezeichnet. Wie erstaunte der Mann, als er beinahbe die 
Summe, die ihm fehlte, vor sich sah und die Erau ihm versicherte, 
das Geld gehöre ihm zu. Sie erzählte darauf, was sie ihm ent- 
zogen, und was durch ihren Fleib erspart worden sei. Sein Verdrub 
ging in Entzücken über, und die FPolge war, dab er Ausgabe und Bin- 
nahime der Frau völlig übertrug, seine Geschäfte mit noch größerem 
Eifer besorgte, aber keinen Pfennig Geld mehr in die Hände nahm. 
Margarete verwaltete das Amt eines Kassieérers mit groben Ehren. 
Dureh ihre Tätigkeit und Sorgfalt setæte sie sich nach dem Verlaufe 
von zehn Jahren in den Stand, den Gasthof mit allem, was dazu 
gehörte, zu kaufen und zu behaupten. Nach J. W. v. Goelho. 
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